Die Homoehe in Spanien ist ein weiterer wichtiger Etappensieg
: Osteuropa kann sich nicht entziehen

Die Schweiz hat sie neulich plebiszitär beschlossen, in Deutschland ist sie verfassungsrechtlich abgesegnet worden, in den Niederlanden wie den skandinavischen Staaten zählt sie zu den neuen, aber wichtigen Institutionen im Personenstandsrecht: die Homoehe, also der staatliche Schutz für Partnerschaften von zwei Männern oder zwei Frauen. Von heute an ist ein entsprechendes Gesetz auch in Spanien in Kraft, also in einem katholischen Kernland. Dort hat die sozialistische Regierung zuverlässig, zügig und gegen christliche Mobilisierung zum Trotz dem gesellschaftlichen Ja zur Homoehe zum Durchbruch verholfen.

Auf den ersten Blick erstaunlich. Auf den zweiten aber heißt das: Vatikanisches Wettern gegen die Modernität kann nichts ausrichten. Spanien profitiert atmosphärisch 1. vom ökonomischen Anschluss an Europa und 2. von seit den Sechzigerjahren stetig einreisenden touristischen Impulsen. Gerade Touristen verkörpern eine Lust am Leben, die mit fundamentalistischem Zorn inquisitorischen Ausmaßes nicht vereinbar ist.

Europäisch markiert die spanische Entscheidung für die Liebe und für ein partnerschaftliches Ja auch von Homosexuellen einen unumkehrbaren Trend. Einer, der allerdings zunächst Halt macht an den Grenzen der meisten neuen EU-Länder. Gerade postsozialistische Staaten präsentieren sich gerne immun gegen ein liberales Europa. In Polen gilt Homophobie fast wie eine Tugend; dort müssen Homosexuelle nicht nur mit leichten Diskriminierungen rechnen, sondern mit Terror und administrativer Behinderung.

Aber auch in Polen wie in Estland, in der Slowakei oder sonst wo in Osteuropa kann langfristig keine Politik gegen Homosexuelle durchgehalten werden – auch dank des Europäischen Gerichtshofes, der mehrmals hilfreich tätig war. Anfang der Neunzigerjahre verhinderten sie irische Gesetze gegen Homosexualität als solche. Irland zählt mittlerweile zu den liberalsten Ländern der europäischen Welt. Wer in der EU Mitglied sein will, kann sich einem modernen Gesellschaftsbild nicht verschließen. JAN FEDDERSEN