Batman fliegt nicht in Russland

Die Filmbranche von Hollywood bis Cannes setzt Zeichen der Solidarität für die Ukraine

Das Internationale Filmfestival von Cannes hat am Dienstag in einer Pressemitteilung den Krieg in der Ukraine und die Haltung der russischen Führung verurteilt. Die Festivalleitung zeigte sich solidarisch mit der Bevölkerung der Ukraine, den ukrainischen Künstlern und allen in der Filmbranche Beschäftigten mit ihren Familien, deren Leben in Gefahr seien.

Das Festival kündigte an, für den Fall, dass der Krieg nicht im Interesse der ukrainischen Bevölkerung beendet worden sein sollte, keine russischen Delegationen zu empfangen. Ebenso wenig werde die Anwesenheit von Personen, die mit der russischen Regierung „in Verbindung stehen“, geduldet.

Das Festival erinnerte dabei an seine Gründung 1939 als Geste des Widerstands gegen das faschistische Regime in Italien, als die französische Regierung beschloss, nicht mehr an den Filmfestspielen von Venedig teilzunehmen und stattdessen ein eigenes Festival zu beginnen. Diesem Geist sieht sich die Festivalleitung von Cannes verpflichtet.

Cannes hat mit seiner Ankündigung, keine Personen zuzulassen, die mit der russischen Regierung in Verbindung stünden, ein ähnliches Signal gesendet wie die Stadt München, die sich am Dienstag mit sofortiger Wirkung vom Chefdirigenten der Münchner Philharmoniker, Waleri Gergijew, getrennt hat. Dessen persönliche Nähe zum russischen Präsidenten Wladimir Putin und positive Äußerungen zur Annexion der Krim 2014 waren für Reiter der Anlass gewesen, Gergijew jetzt ein Ultimatum zu setzen.

Ob das Filmfestival damit ebenfalls Menschen, die wie Gergijew in „persönlicher“ Nähe zur russischen Regierung stehen, den Zutritt verwehren würde, ist nicht eindeutig. Zu vermuten wäre es. Die klare Distanzierung von der russischen Regierung ist in jedem Fall das richtige Zeichen. Es würde dann zu Recht etwa auch den serbischen Filmemacher Emir Kusturica treffen, der sich öffentlich als Freund Putins zu erkennen gegeben hat und über den vor wenigen Tagen gemeldet wurde, dass er Intendant des Russischen Armeetheaters wird. Zudem strebt er die russische Staatsbürgerschaft an.

Hollywood reagiert seinerseits mit dem Boykott Russlands. So haben einzelne Studios mitgeteilt, dass ihre Filme bis auf Weiteres nicht in russischen Kinos anlaufen sollen, darunter Disneys Pixar-Film „Turning Red“, dessen Kinostart für März geplant war.

Ähnliche Schritte kündigte das Paramount-Studio an. Für die Komödien „The Lost City – Das Geheimnis der verlorenen Stadt“ und ­„Sonic the Hedgehog 2“ würde man die Filmstarts „pausieren“ lassen. Desgleichen Sony und Warner Bros., bei denen der Science-Fiction-Film „Morbius“ und Film „The Batman“ mit Robert Pattinson betroffen sind.

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Meldung, dass die Ticketverkäufe in Russland rund 3 Prozent der internationalen Bilanz ausmachten. Wenn man bedenkt, dass man in Hollywood mitunter Drehbücher bereitwillig so schreibt, dass die Filme vor der chinesischen Zensurbehörde bestehen – der Markt dort hat eine ungleich größere Bedeutung –, ist diese Geste der Solidarität doch recht günstig zu ­haben. (TCB)