Fed leitet Zinswende ein

Die US-Notenbank erhöht erstmals seit vier Jahren trotz Ukrainekrieg die Zinsen. Die EZB dürfte demnächst folgen: Hohe Inflation auch in der Eurozone

Die US-Notenbank Fed reagiert mit der ersten Zinserhöhung seit vier Jahren auf die hohe Inflation – und will offenbar noch kräftig nachlegen. Sie hievte den Leitzins am Mittwoch um einen Viertelpunkt auf die neue Zielspanne von 0,25 bis 0,50 Prozent. Der Schritt kam fast auf den Tag genau zwei Jahre, nachdem die Fed den Zins nach dem Coronaschock an die Null­linie gedrückt hatte. Die trotz des Ukraine­krieges vollzogene Kehrtwende markiert eine Zäsur für die Finanzmärkte, die über Jahre vom ultralockeren Kurs der Fed profitiert hatten. Laut Fed-Chef Jerome Powell ist die US-Wirtschaft trotz der Folgen des Ukrainekriegs stark genug, auch weitere Zinserhöhungen wegzustecken. Die Fed plane dieses Jahr, die Zinszügel stetig zu straffen, damit sich die Inflation nicht festsetze, sagte Powell. Die Währungshüter seien sich dieser Aufgabe „überaus bewusst“. Für Ende 2022 halten die Währungshüter im Mittel ein Leitzinsniveau in einer Spanne von 1,75 bis 2,0 Prozent für angemessen. Bis Ende 2023 könnte es auf 2,8 Prozent getrieben werden. Vor Mittwoch hatte die Fed das letzte Mal Ende 2018 die Zinsen erhöht.

Die Verbraucherpreise in den USA waren im Februar mit 7,9 Prozent so kräftig gestiegen wie seit 40 Jahren nicht mehr. Die Folgen des Krieges in der Ukraine dürften nach Einschätzung der Fed für weiteren Auftrieb sorgen und zugleich das US-Wirtschaftswachstum belasten. Analysten verweisen auf die Gefahr einer Energiekrise.

Auch in der Eurozone steigt die Inflation kontinuierlich. Im Februar lag sie laut neuen Daten getrieben von den steigenden Energiepreisen bei 5,9 Prozent – und damit auf dem höchsten Stand seit Einführung der Gemeinschaftswährung. Die Europäische Zentralbank (EZB) rechnet mit einer Inflationsrate von 5,1 Prozent im Euroraum im Gesamtjahr 2022. Angestrebt ist allerdings nur eine Inflation von um die 2 Prozent.

Die EZB-Chefin Christine Lagarde sah die Geldpolitik angesichts des Ukrainekriegs am Donnerstag vor einer „neuen Herausforderung“. Die EZB werde „flexibel“ bleiben, sollte es erforderlich sein. Bislang hält sie am Nullzinsniveau fest. Das niederländische EZB-Ratsmitglied Klaas Knot schloss allerdings am Donnerstag zwei Zinserhöhungen im laufenden Jahr nicht aus. (rtr/dpa)