Streit beim Verlegerverband BDZV: Lobbyarbeit im Verborgenen

Seit Kritik am Verbandspräsidenten Mathias Döpfner herrscht dicke Luft bei der Verlegervereinigung BDZV. Nun ging nicht er, aber sein Vize.

Portrait

Immer noch Präsident des BDZV: Springer-Chef Mathias Döpfner Foto: Malte Ossowski//Sven Simon

Der Bundesverband Digitalpublisher und Zeitungsverleger (BDZV) ist ein stinklangweiliger Haufen. Wobei das ausdrücklich als Kompliment gemeint ist. Erfolgreiche Lobbyarbeit findet schließlich im Verborgenen statt. Doch jetzt hat der BDZV eher was von Rio Reiser, so frei nach dem Motto Ton, Steine, Scherben.

Denn sein Präsident heißt immer noch Mathias Döpfner. Obwohl der Springer-Vorstandsvorsitzende wegen seiner Manndeckung beim geschassten Ex-Bild-Chefredakteur Julian Reichelt eigentlich so gar nicht mehr springen dürfte. Eine Diskussion darüber wurde bei einer Delegiertenversammlung letzte Woche aber eher mal ausgetreten. Deswegen hat Thomas Düffert hingeschmissen.

Der ist Chef der Regionalzeitungsgruppe Madsack, war unter Döpfner Vize-Präsident des BDZV und will jetzt offenbar König des BDZV werden. “Ach auch so ein Gockeln? Mit Hinhalte-Taktik und Misstrauensvotum will er an Döpfner vorbeiziehen?“ fragt die Mitbewohnerin.Deswegen ist Düffert auch nicht so ganz weg. Er bleibt schon im BDZV-Präsidium. Das ist in etwa so etwas wie das CDU-Parteipräsidium, wobei bei der CDU deutlich mehr Frauen drin sitzen.

Alle in einen großen Lobby-Topf

Es geht in Wirklichkeit gar nicht um echte Entrüstung wegen Döpfners Doppelmoral in Sachen Reichelt oder seine schrägen DDR-Vergleiche. Sondern ums Gerangel, wer den Laden künftig wie aufstellt. Und da haben Madsack-Düffert und seine Freunde von der Funke-Mediengruppe (WAZ, Thüringer Allgemeine, Hamburger Abendblatt, Berliner Morgenpost) deutliche andere Ideen als Döpfner. Sie wollen beim BDZV mit herrschen und singen: „Ich denk mir, was der Döpfner kann, das kann ich auch, ich könnt zum Kanzler gehn, tagein tagaus. Ich kam viel rum, würd' nach USA reisen, Google mal wie Waldi in die Waden beißen.“

Um das zu schaffen, möchte Funke am liebsten alle Presse-Verbände in einen großen Lobby-Topf werfen, der dann neben den Zeitungen auch die Zeitschriftenverlage und Anzeigenblätter repräsentiert. Schließlich hat Funke neben Zeitungen jede Menge davon am Start. Madsack findet die Nummer auch interessant. Nur beim Rest der grauen Flanellmännchen, die hierzulande die deutsche Tagespresse verwalten, sieht das anders aus. Denn dann gäb’s in der Branche nur noch ein Programm.

Außerdem ist der BDZV heute besser aufgestellt als früher. Pech für Funke und Madsack, dass dies auch Döpfners Verdienst ist. Das schon totgesagte Leistungsschutzrecht ist plötzlich wieder lebendig. Die neue Bundesregierung hat das Lieblingsthema der Verlage, Staatsknete für Zeitungsvertrieb, in den Koalitionsvertrag geschrieben. Da wäre es für so einen Verband schon sinnvoll, geräuschlos im Hintergrund die Strippen zu ziehen. Und einen Präsidenten zu haben, der wirklich problemlos Termine bei Kanzler, Kaiser oder Königin bekommt.

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2000-2012 Medienredakteur der taz, dann Redakteur bei "ZAPP" (NDR), Leiter des Grimme-Preises, 2016/17 Sprecher der ARD-Vorsitzenden Karola Wille, ab 2018 freier Autor, u.a. beim MDR Medienportal MEDIEN360G. Seit Juni 2023 Leitung des KNA-Mediendienst. Schreibt jede Woche die Medienkolumne "Flimmern und rauschen"

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