Kurzes Quieken ist gut

Können Schweine künftig selbst deutlich machen, wie es ihnen geht? Ein Algorithmus soll helfen, Tierwohl besser zu überwachen und zu dokumentieren

Ob Schweine gut oder schlecht gelaunt sind, lässt sich offenbar anhand der Grunzlaute der Tiere erkennen. In positiv und negativ erlebten Situationen gebe es deutliche Unterschiede bei den Rufen von Schweinen, berichten For­sche­r:in­nen im Fachmagazin Scientific Reports. Das Grunzen in positiven Situationen sei viel kürzer und weise geringere Schwankungen in Lautstärke, Intensität und Tonlage auf, so Elodie Briefer von der Universität Kopenhagen.

Die Wis­sen­schaft­le­r:in­nen analysierten die akustischen Merkmale von über 7.000 Geräuschaufnahmen, die von 411 Schweinen stammten. Mithilfe der Daten erstellten sie einen Algorithmus, mit dem sich feststellen lässt, ob die Gefühle eines einzelnen Schweines positiv sind wie „glücklich“ und „begeistert“ oder negativ wie „verängstigt“ und „gestresst“ oder sich irgendwo dazwischen bewegen. Die Aufnahmen wurden dafür in positiv erlebten Situationen erstellt, wie etwa beim Herumtoben im Freien. Negative Emotionen durchlebten die Tiere beispielsweise bei Kämpfen unter den Jungtieren, Kastrationen oder Schlachtungen.

Für das menschliche Gehör seien die feinen akustischen Unterschiede oft nicht zu hören, erklärt Mitautorin Sandra Düpjan vom Forschungsinstitut für Nutztierbiologie in Dummers­torf bei Rostock. Die Tierhalter hätten zudem „viel zu wenig Zeit, sich eine halbe Stunde in den Stall zu stellen und einfach mal zu lauschen, was sie denn da hören“. Viele Informationen über die Gefühle der Säugetiere gingen so an ihnen vorbei. Dabei wollten viele Land­wir­t:in­nen durchaus wissen, wie es ihren Tieren geht, und wünschten sich deshalb unterstützende Technik – zumal diese das Tierwohl nicht nur überwachen, sondern auch dokumentieren könnte, wenn dies politisch gefordert würde. Dabei könne der Algorithmus nun helfen, so Düpjan.

Direkt nutzbar sind die Ergebnisse allerdings noch nicht. Es brauche noch jemanden, „der den Algorithmus zu einer App weiterentwickelt, die Landwirte nutzen können, um das Wohlergehen ihrer Tiere zu verbessern“, sagt Briefer. Werde der Algorithmus gut trainiert, könne das System 92 Prozent der Schweinslaute den richtigen Emotionen zuordnen. So werde „ein wichtiger Schritt in Richtung eines verbesserten Tierschutzes für Nutztiere“ geschaffen. (dpa)