Neue Musik aus Berlin: Aus der Fülle des Nichts

Die neue Echtzeit-Platte von The International Nothing lässt Klarinetten, Atemtöne und Pusten erklingen und das in einer einzigen langen Komposition.

Die Bandmitglieder von The International Nothing stehen gemeinsam mit einer Biene aus Stoff mit gelben Telefonhörern an öffentlichen Telefonapparaten, die Biene hat ebenfalls einen Telefonhörer in der Hand

Statt zum Instrument, greifen The International Nothing auch mal zum Hörer, hier in den USA Foto: Kai Fagaschinski

Zwei Klarinetten, keine Melodien, viele Nebengeräusche: Beim Berliner Duo The International Nothing ist mehr oder minder klar, was die beiden Echtzeitmusiker Kai Fagaschinski und Michael Thieke an ihren Instrumenten verrichten.

Dass jede neue Platte gleichwohl neue Freuden bereitet, liegt daran, dass auch ein noch so eng gesetzter ästhetischer Rahmen genügend Raum für Variationen lässt. Siehe das allseits beliebt Drone-Duo Sunn O))).

Wie auf ihrem Album „In Doubt We Trust“ von 2018 haben sich The International Nothing für „Just None of Those Things“ auf eine einzige lange Komposition verlegt. Was kurze Pausen zwischendurch nicht ausschließt, Abwechslung schon gar nicht. Überhaupt ist die Fülle an Klängen bemerkenswert, die sie bei aller Selbstbeschränkung gut 42 Minuten entfalten.

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Von dichten Multiphonics, das heißt Mehrklängen mit Obertönen, über reines Pusten, Atemgeräusche, Klappengeklapper und mikrotonale Frequenzreibereien bis hin zu Kombinationstönen, bei denen man aus dem Zusammenspiel zweier bestimmter Töne einen zusätzlichen dritten hervorbringt, offenbart der scheinbar ereignislos gleichbleibende Fluss bei genauerem Hinhören eben doch eine klare Struktur aus verschiedenen Teilen.

The International Nothing: „Just None of Those Things“ (Ftarri), theinternationalnothing.bandcamp.com

Die Grenze von Ton und Geräusch bleibt stets unscharf, diese Unschärfe ist schließlich eines der Dinge, um die die Musik von The International Nothing seit jeher kreist. „Just None of These Things“ feiert die feinen Unterschiede des Wahrnehmens auf nüchtern faszinierende Weise.

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Jahrgang 1971, arbeitet in der Kulturredaktion der taz. Boehme studierte Philosophie in Hamburg, New York, Frankfurt und Düsseldorf. Sein Buch „Ethik und Genießen. Kant und Lacan“ erschien 2005.

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