momentaufnahmen
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Wenn Stürme brausen übers deutsche Dings

Syke

24.425 Einwohner.

Ragt mit seinen 22 Metern über 0 zwar doppelt so hoch in den Himmel wie das benachbarte Bremen – und ist wohl trotzdem der Inbegriff des „platten Landes“.

Den Sturm als solchen hat sich der gemeine Niedersachse direkt in die protofaschistische Hymne geschrieben: „Wir sind die Niedersachsen“, heißt es da, „sturmfest und erdverwachsen.“ Reim dich, oder ich fress’ dich, oder: Ich blas dich weg. Denn natürlich ist das flachländische Beschwören der Urkräfte weniger aus Stolz geboren, denn aus Schiss. Nichts und niemand ist hier sturmfest – auch wenn alle daran arbeiten.

Tatsächlich ist sichtbare Unruhe im Dorf aufgekommen, weil „Stürme brausen übers deutsche Vaterland“ (wieder Niedersachsenlied): Ylenia nämlich und Zeynep. Während man anderswo brechende Äste fürchtet, bindet man in Syke den Obstbaum fest, damit er nicht wegfliegt. Ich jedenfalls. Aber auch die Nachbarschaft sammelt ihr Gerümpel zusammen, spannt Seile um Schuppentüren, schiebt Räder rein und treibt die Hühner zusammen.

Man nickt einander zu und gibt sich Tipps. Der Reichsbürger ums Eck hat gar den Hut gelupft. Manche So­zio­lo­g:in­nen glauben ja, in der Stadt würde der Markt die Menschen zusammenbringen, Differenzen nivellieren und alles ganz herrlich egal machen. Hier draußen aber hat diesen Job: das Wetter. Jan-Paul Koopmann