Der Corona-Lockerungskurs des Senats: In der Verantwortung des Einzelnen

Der Berliner Senat kündigt weitere Lockerungen an. Trotz der noch immer hohen Inzidenzen ist das richtig.

Zugang ohne 2G-Regel in einem Geschäft in Hessen

Andere Bundesländer wie etwa Hessen lockern bereits die 2G-Regel für den Einzelhandel Foto: picture alliance/dpa | Frank Rumpenhorst

Erstmals seit vielen Wochen stagniert die Corona-Inzidenz in Berlin – sie sinkt sogar leicht. Ob man daraus ableiten kann, dass es nun Zeit für Lockerungen wird, sei mal dahin gestellt. Aber ohnehin wird es Zeit, dass man weniger auf einen Wert starrt, der längst nicht mehr viel aussagt. Weil die Gesundheitsämter die Kontaktnachverfolgung weitgehend eingestellt haben; weil unter der Omikron-Variante und mit immerhin 75,6 Prozent vollständig Geimpften in Berlin die Krankheitsverläufe andere sind als vor einem Jahr unter Delta und ohne signifikante Impfquote.

Zumal sich auch die anfängliche Angst nicht zu bestätigen scheint, dass Omikron zwar mildere Verläufe beschert, aber – weil so viel ansteckender als die Varianten zuvor – zu viele Menschen auf einmal krank macht und deshalb Feuerwehr, Krankenhäuser und Polizei lahmlegt.

Schulkinder müssen nicht mehr in Quarantäne, wenn sie Kontaktpersonen sind. Ob man sie weiter zur Schule schickt, überlässt man dem Urteilsvermögen der Eltern. Und hat eigentlich noch jemand die genauen Obergrenzen-Regelungen im Kopf, die aktuell für Großveranstaltungen gelten? In jedem Fall finden sie statt: Die Berlinale startet am Donnerstag, die Fußballstadien dürfen wieder voller werden, hat der rot-grün-rote Senat am Dienstag beschlossen. Und dabei auch angekündigt, dass die 2G-Regel im Einzelhandel „zeitnah“ wegfallen soll – wie in Hamburg, Bremen und Brandenburg bereits geschehen.

Sind wir über den „Peak“?

Natürlich, ganz über den „Peak“ der Omikron-Welle sind wir nicht, wie die Regierende und ihre Gesundheitssenatorin am Dienstag sagten, und wie auch der Gesundheitsminister warnte (um seine berufsbezogene Impfpflicht doch noch zu retten). Aber die Ex­per­t*in­nen sprechen auch nicht mehr von der „Omikron-Wand“, wie noch um den Jahreswechsel.

Und deshalb ist es richtig, die Verantwortung, wie wir mit dieser Pandemie umgehen, wieder mehr in die Verantwortung jedes Einzelnen zu geben. Was man mit der Aufgabe der Kontaktnachverfolgung im Prinzip bereits getan hat.

Es wird wieder mehr möglich gemacht – und was wäre denn auch die Alternative? Dass es so bleibt, hängt jetzt auch, immer noch, an einer steigenden Impfquote – liegt also in der Verantwortung des Einzelnen.

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Seit 2011 bei der taz. Leitet gemeinsam mit Sunny Riedel das Ressort taz.eins. Hier entstehen die ersten fünf Seiten der Tageszeitung, inklusive der Nahaufnahme - der täglichen Reportage-Doppelseite in der taz. Davor Ressortleiterin, CvD und Redakteurin in der Berliner Lokalredaktion. Themenschwerpunkte: Bildungs- und Familienpolitik.

Die Coronapandemie geht um die Welt. Welche Regionen sind besonders betroffen? Wie ist die Lage in den Kliniken? Den Überblick mit Zahlen und Grafiken finden Sie hier.

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