Jagd auf Meeressäuger: Island will Walfang beenden

Wirtschaftlich lohnt sich das Jagen der Meeressäuger schon lange nicht mehr. Die Genehmigung für den Walfang soll 2023 auslaufen.

Schwanzflosse eines Pottwals

Ein Pottwal vor der Küste Islands Foto: Micha Klootwijk/iamgo

STOCKHOLM taz | Islands Fischereiministerin Svandís Svavarsdóttir hat das Ende des Walfangs für 2023 angekündigt. „Warum sollte Island weiterhin Walfang betreiben, der keinen wirtschaftlichen Gewinn gebracht hat, und versuchen, ein Produkt zu verkaufen, für das es kaum Nachfrage gibt?“, fragte sie in einer Kolumne der isländischen Tageszeitung Morgunblaðið. Die Regierung sehe keine Rechtfertigung dafür, den Walfang über den im Jahr 2023 zu Ende gehenden Genehmigungszeitraum hinaus weiterhin zu erlauben, schrieb sie.

Der kommerzielle Walfang, den neben Island nur noch Japan und Norwegen betreiben, würde damit im kommenden Jahr beendet werden, falls – wie die den Links-Grünen angehörende Ministerin einschränkte – die Branche nicht nachweisen könne, dass dieser Fang wirtschaftlich noch vertretbar sei. Das dürfte der Branche, die nur noch aus einer einzigen Firma besteht, allerdings recht schwer fallen.

Denn in den vergangenen drei Jahren verzichtete sie selbst auf den Fang. 2019 und 2020 wurde kein einziger Wal harpuniert, im vergangenen Jahr ein Zwergwal. Erlaubt wäre nach der von der Regierung bis 2023 erteilten Genehmigung eigentlich ein jährlicher Fang von 209 Finnwalen und 217 Zwergwalen. Im Jahr 2018 hat das letzte Mal eine reguläre Waljagd stattgefunden. Seinerzeit waren 146 Finnwale und 6 Zwergwale erlegt worden. Die meisten Wale seit Wiederaufnahme des Walfangs waren im Jahr 2010 mit insgesamt 208 Finn- und Zwergwalen harpuniert worden.

„Wir sind eine Haaresbreite vom dauerhaften Ende des Walfangs in Island entfernt“, konstatierte Andreas Dinkelmeyer von der deutschen Sektion des „International Fund for Animal Welfare“ schon vor einigen Monaten. Er und die VertreterInnen mehrerer Wal- und Umweltschutzorganisationen begrüßen die Ankündigung der Fischereiministerin. Die Organisationen hatten den isländischen Walfang regelmäßig mit Protesten begleitet, seit die Regierung in Reykjavík 2003 beschlossen hatte, ein seit 1986 geltendes internationales Walfangmoratorium erst mit einem „wissenschaftlichen“ und ab 2006 unter dem Druck der Fanglobby auch mit dem kommerziellen Walfang zu missachten.

Boykott isländischer Produkte

Der von dieser Lobby erhoffte wirtschaftliche Erfolg stellte sich aber nie ein. Von Anfang an gab es Schwierigkeiten mit der Vermarktung des Walfleischs. Die IsländerInnen essen so gut wie keines. Zum größten Absatzmarkt auf der Nordatlantikinsel entwickelten sich deshalb die Touristenrestaurants in der Hauptstadt Reykjavík, die UrlauberInnen trotz der Boykottaufrufe von Walschutzorganisationen erfolgreich mit dem „exotischen Erlebnis“ lockten. Jahrelang konnte das Fleisch auch nach Japan exportiert werden. Seit 2019 fand man aber auch dort keinen Abnehmer mehr. Was der Hauptgrund dafür sein dürfte, warum ab diesem Jahr auch auf einen weiteren Fang verzichtet wurde.

Der Export von Walprodukten war einmal Grundpfeiler der isländischen Wirtschaft. Im Jahr 1900 stand er für ein Viertel des Bruttonationalprodukts. In den 2000er Jahren waren es rund 0,3 Prozent. Der wirtschaftliche Schaden durch den wiederaufgenommenen Walfang sei zeitweise womöglich größer gewesen als der Gewinn, so Ministerin Svandís Svavarsdóttir: Das gilt vor allem angesichts des Boykotts isländischer Produkte durch mehrere US-Supermarktketten. Die Ministerin sieht deshalb auch ein ökonomisches Risiko, das Island mit einer eventuellen Weiterführung der Waljagd eingehen würde.

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