momentaufnahmen
:
Wenn die Provinz in Berlin-Mitte baut
Vom alten Invalidenfriedhof aus, der vor schrecklicher wie spannender Geschichte vibriert, wandere ich durch Berlin-Mitte in Richtung des gigantischen Baus, den der Bundesnachrichtendienst 2019 offiziell eröffnet hat. Entlang des Wegs dorthin, neben dem kleinen Flüsschen Panke, das sich hier durch die Stadt schlängelt, stehen die Wohnungen für diejenigen, die mit BND/Bundestag/whatever in die Hauptstadt kommen – gesichts- und geschichtslose Bauten aus Glas und Beton, Angestelltenverwahrhäuser.
Doch halt: Kurz vor dem Pankeufer noch ein ganz anderes Bild. Mitten in Berlin wähnt man sich plötzlich in einem der ehemaligen Dörfer, die Mainz/Wiesbaden/whatever längst als Schlafstädte eingemeindet haben: Reihenhäuser, mit eingezäunten handtuchgroßen Gärten auf der einen und auf der anderen Seite Zufahrten zu den Tiefgaragen, zu denen an jedem einzelnen Haus eine steile Abfahrt führt.
Aber hier spielen Kinder, hier ist mehr Platz als auf der Gartenseite – und es gibt keine Zäune, die Autos müssen ja durch. Auf den Betonklötzen, die die Zufahrt markieren, liegen ein paar ihrer Spielzeuge: Es sind Plastikmaschinengewehre in Tarnfleck. Alke Wierth