KOMMENTAR: PETRA SCHELLEN ÜBER DIE ELBPHILHARMONIE
: Potemkinsches Konzerthaus

Jetzt hat Hochtief also zum gefühlten 100. Mal gesagt, „wir bauen weiter“, und die Pläne klingen nett: neues Gerüst außen dran, aufwändige Betonier-Arbeiten in schwindelnder Höhe. Da bekommt er was zu sehen, der Bürger, und das wird auch den vielen Sommer-Touristen gefallen, die Hamburgs und Hochtiefs Ruf ja in alle Welt tragen sollen.

Das tief Traurige an der Aktion ist nur, dass sie vorrangig auf Optik zielt. Denn die Sanierung der Fassade, von der noch strittig ist, wie stark Hochtief sie verschmutzt hat, ist nicht das Problem. Zudem liegt sie nicht auf dem „kritischen Weg“ und ist daher für den Weiterbau des Konzerthauses nicht entscheidend.

Das wäre aber das Dach, und hier geht es eben nicht weiter. Denn angrenzende Wohnungsdecken zu betonieren, ist nicht dasselbe wie die Absenkung des Dachs, die die Stadt bereits für den 31. Mai gefordert hatte. Nur wenn das geschähe, wäre ein echter Fortschritt erzielt und, nebenbei, Hochtiefs Glaubwürdigkeit wieder hergestellt.

Es liegt also der Verdacht nahe, dass Hochtief an Äußerlichkeiten arbeiten will, um etwas fürs Auge zu bieten. Und um juristisch nicht wegen Leistungsverweigerung belangbar zu sein. Das wird aber nicht aufgehen. Denn die von der Stadt geforderte Leistung lautet: Absenkung des Dachs. Und nicht Oberflächenbehandlung.