Afghanistan-Konferenz in Oslo: Gespräche ja, Anerkennung nein

In Norwegen spricht eine internationale Konferenz mit den Taliban über dringende Nothilfen für Afghanistan. Auch Frauengruppen sind dabei.

Eine Frau mit grünem Kopftuch hält zwei Frauenporträts hoch

Huda Chamusch, Delegierte der afghanischen Zivilgesellschaft, zeigt Porträts von zwei Verschwundenen Foto: Stian Lysberg Solum/NTB/AP/dpa

BERLIN taz | Seit Sonntag finden in Norwegens Haupstadt Oslo erstmals außerhalb Afghanistans Gespräche zwischen westlichen Geberländern und den Taliban statt, seitdem d im August in Kabul wieder die Macht übernahmen. Auch Ver­tre­te­r:in­nen der afghanischen Zivilgesellschaft, darunter Huda Chamusch von der protestierenden Frauenbewegung, sowie Nicht-Taliban-Politiker:innen sind dabei.

Die Rergierungen westlicher Länder scheinen auf der Ebene ihrer Afghanistan-Sondergesandten teilzunehmen, für Deutschland kam Jasper Wieck, wie Fotos bei Twitter zeigen. Aus Washington reiste die „Sondergesandte für afghanische Frauen, Mädchen und Menschenrechte“, Rina Amiri, an. Sie stammt selbst aus Afghanistan.

Die Taliban schickten Außenminister Amir Chan Mutaki, einen ihrer Gemäßigteren, sowie 14 weitere Männer nach Oslo. Sie hoffen auf die Freigabe vom Westen eingefrorener Staatsgelder. Das Treffen soll bis Dienstag dauern.

Laut Norwegens Außenministerin Anniken Huitfeldt geht es um die Lage in Afghanistan, wo fast die gesamte Bevölkerung von Hunger und Armut bedroht ist, sowie um Menschen- und Frauenrechte. „Wir können die politische Situation nicht zu einer noch schlimmeren humanitären Katastrophe führen lassen,“ sagte sie Norwegens Zeitung VG. „Das ist keine Legitimation oder Anerkennung der Taliban. Aber wir müssen mit jenen reden, die in der Praxis heute das Land regieren.“

EU dementiert die Wiedereröffnung ihrer Botschaft in Kabul

Die EU dementierte am Freitag eine Aussage der Taliban, sie habe ihre Botschaft in Kabul wiedereröffnet. Man habe lediglich dem Wiederaufbau einer „Minimalpräsenz“ begonnen, die der Abwicklung humanitärer Hilfe und der Beobachtung der humanitären Lage diene, so EU-Sprecher Peter Stano.

Ebenfalls in der Vorwoche hatten in Kabul Ver­tre­te­r:in­nen von UNO, EU und Geberländern an einer „Wirtschaftskonferenz“ der Taliban teilgenommen. Auch dabei ging, es um die Organisation humanitärer Hilfe.

Einige geladene afghanische Zi­vil­ge­sell­schaft­le­r:in­nen lehnten eine Teilnahme an dem Treffen in Oslo ab, weil sie generell gegen Kontakte mit den Taliban sind. Andere kritisierten, dass die Gruppe von den Geberländern ohne Rücksprache mit ihren wichtigsten Dachverbänden handverlesen wurde.

Ein Vertreter von ihnen sagte anonym der taz: „Nicht zu reden, kann keine Option sein. Aber wie, worüber und wer muss diskutiert werden.“ Afghanische Men­schen­recht­le­r:in­nen veröffentlichten einen Brief an Norwegens Polizei, in dem sie forderten Mutaki wegen „Kriegsverbrechen“ festzunehmen. Chamusch nannte das Treffen eine „Anerkennung der Frauenproteste“.

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