Anzeichen für eine Trendwende

Zahl der Coronatoten und der In­ten­siv­pa­ti­en­t:in­nen steigt wieder leicht. Ex­per­t:in­nen raten zur Vorsicht

Von Gereon Asmuth

Offenbar infolge der extremen Zahl der Neuinfektionen gibt es erste Anzeichen für eine mögliche Kehrtwende auch bei den Todesfällen und den Co­ro­na­pati­en­t:in­nen auf den Intensivstationen.

Das Robert Koch-Institut meldete am Sonntag 54 weitere Coronatote. Dadurch steigt der 7-Tage-Mittelwert von 156 auf 157. Das ist nur minimal, aber seit dem Höhepunkt der vierten Coronawelle war die Zahl der Toten nahezu kontinuierlich gesunken. Aktuell liegt sie immer noch fast 60 Prozent niedriger als Mitte Dezember. Es gibt auch Indizien dafür, dass es sich nicht um eine Trendwende, sondern nur um einen statistischen Ausreißer handeln könnte.

Aber auch auf den Intensivstationen wird wieder ein leichter Anstieg der Pa­ti­en­t:in­nen­zahl beobachtet. Am Sonntag wurden dort 2.426 Co­ro­na­pa­ti­en­t:in­nen versorgt. Das sind 1,2 Prozent mehr als am Samstag, allerdings auch nur halb so viele wie beim Höchststand der vierten Welle.

Die beiden Indikatoren gelten als relevant, um die Schwere der Pandemie beurteilen zu können. Denn die 7-Tage-Inzidenz der Neuinfektionen, die am Sonntag erstmals über 800 kletterte, verliert zunehmend ihre Aussagekraft. Zum einen, weil Labore und Behörden mit der Erfassung nicht mehr hinterherkommen. Zum anderen, weil Daten aus anderen Ländern zeigen, dass Omikron wesentlich weniger schwere Erkrankungen auslöst als die zuvor dominierende Delta-Variante.

Es ist aber derzeit noch nicht absehbar, ob, wann und in welchem Maße die Zahlen der In­ten­siv­pa­ti­en­t:in­nen und der Todesopfer dem Anstieg der Infektionszahlen folgen werden. Daten aus anderen Staaten lassen sich nur bedingt übertragen. Und auch die Entwicklung in den Omikron-Hotspots ist widersprüchlich. Während in den Intensivstationen in Hamburg die Zahl der Co­ro­na­pa­ti­en­t:in­nen seit Jahresbeginn anstieg, blieb sie in Bremen annähernd gleich. In Berlin ist sie sogar zurückgegangen. Als sicher gilt aber, dass die Zahl der Coronapatient:innen auf den Normalstationen steigen wird, schon weil aktuell so viele Menschen infiziert sind, dass ihr Anteil unter den Neuaufnahmen in den Kliniken automatisch steigt.

Vor dem Bund-Länder-Gipfel am Montag hat der Expertenrat der Bundesregierung daher Vorbereitungen für weitere Schritte gefordert. Sowohl Kontaktbeschränkungen als auch Booster-Impfungen seien notwendig, um die Dynamik der aktuellen Welle zu bremsen und das Gesundheitssystem und die kritische Infrastruktur zu schützen, heißt es in der einstimmig gefassten Empfehlung der 19 Ratsmitglieder. Wenn infolge weiter steigender Inzidenzen kritische Marken etwa bei Klinikeinweisungen erreicht würden, könnten weitergehende Maßnahmen nötig werden. Diese sollten vorbereitet werden, so „dass sie ohne Verzögerung umgesetzt werden können“.