„Weitgehend ungenutzt“

Vortrag: Stromgewinnung in den Wüsten der Welt

■ 40, ist Versicherungskaufmann und studierter Betriebswirt. Er betreut einige Projekte und Finanzangelegenheiten bei Desertec.

taz: Herr Bönsel, was machen Sie da bloß in der Wüste?

René Bönsel: Desertec ist ein globales Konzept, mit dem wir versuchen, auf eine steigende Weltbevölkerung und den steigenden Wohlstand einzugehen. Nachhaltig mehr Trinkwasser und saubere Energie werden benötigt. Nachhaltigkeit bedeutet in diesem Fall, nicht nur regenerative Energien einzusetzen, sondern auch effizient und wirtschaftlich zu planen: Hier ein Windpark, da ein Wasserkraftwerk – je nach Standortbedingungen.

Und Strom aus der Wüste ist nachhaltig?

Ja, denn die Wüsten sind weitgehend ungenutzt. Wir binden sie in unser Konzept von nachhaltiger Energiegewinnung ein. Mit Wüste ist aber nicht nur die Sahara gemeint: Geeignete Wüsten gibt es zum Beispiel in Lateinamerika, China und Australien.

In Europa gibt es davon ja nicht so viele …

Nein, aber wir arbeiten auch nicht nur in und für Europa. 90 Prozent der Weltbevölkerung leben maximal 3.000 Kilometer von einer Wüste entfernt. Hochspannungsgleichstromleitungen können den Strom über diese Strecken transportieren.

Geht da nichts verloren?

Auf 1.000 Kilometer gehen circa drei Prozent verloren. Es ist natürlich ein entsprechendes Leitungsnetz notwendig. Einzelleitungen gibt es bereits, aber eine richtige Infrastruktur fehlt noch.

Haben denn die Menschen vor Ort auch etwas von den neuen Energiequellen?

In den Ländern und Regionen entstehen Arbeitsplätze und die lokale Wirtschaft profitiert. Außerdem können sie sich natürlich finanziell beteiligen und dann auch Gewinne oder Strom abschöpfen.  INTERVIEW: SMW

Vortrag „Desertec – Saubere Energie für eine Welt mit zehn Milliarden Menschen“: 18 Uhr, Museum für Völkerkunde