Mietenkrise in Deutschland: AWO fordert bezahlbares Wohnen

Die Mieten steigen ungebremst, für arme Familien und Alleinerziehende wird es eng. Das Zukunftsforum Familie sieht die Politik in der Pflicht.

Roboter Spielzeug in einer Reihe vor verschlossenen Türen

Bezahlbarer Wohnraum für eine sichere Kindheit Foto: Martin Poole/getty

BERLIN taz | Viel zu teure Miete, viel zu wenig Raum, steigende Kosten für Strom und Heizung – und jetzt? Vor dieser Frage stehen vor allem in Städten momentan viele Familien. Vor allem Alleinerziehende, ärmere und Familien mit mehreren Kindern sind betroffen, die auf größere Wohnungen angewiesen sind. „Wohnen ist zu einer neuen sozialen Frage geworden“, schreibt nun das Zukunftsforum Familie (ZFF), der familienpolitische Fachverband der AWO auf Bundesebene. Es verschärfe und verfestige Ungleichheiten zwischen Bevölkerungsgruppen. Diesen „besorgniserregenden Entwicklungen“ müsse aktiv gegengesteuert werden.

In einem Positionspapier, das der taz exklusiv vorliegt, ruft das ZFF die Politik auf, Lösungen in der Wohnungs- und Mietenpolitik vorzulegen, die auch Familien helfen. Zwar habe sich die neue Bundesregierung laut Koalitionsvertrag einiges vorgenommen, um die Entwicklung der Wohnkosten zu bremsen, so ZFF-Geschäftsführer Alexander Nöhring. „Aspekte des familienfreundlichen Wohnens, vor allem für arme Familien, hat sie unseres Erachtens dennoch nicht ausreichend im Blick.“

Sechs zentrale Forderungen stellt das ZFF auf, um bezahlbaren und ausreichenden Wohnraum für Familien zu schaffen. Wohnungspolitik müsse etwa stärker als bisher eine Bundesaufgabe werden, mit dem Ziel, gleichwertige Lebensverhältnisse sicherzustellen. Im Zuge dessen müssten wirksame Regelungen zur Begrenzung von Mieterhöhungen in den Blick genommen werden. Denkbar seien zum Beispiel eine Weiterentwicklung der Mietpreisbremse, die Rekommunalisierung privater Wohnungsbestände oder ein bundesgesetzlicher Mietendeckel.

Sozialwohnungen müssten vor allem dort entstehen, wo der Wohnungsmarkt derzeit eigentlich keine Bevölkerungsgruppen ohne oder mit nur geringem Einkommen zulässt. Wichtig sei zudem ein familiengerechtes Wohnumfeld. Dazu gehörten wohnortnahe Bildung, Betreuungs- und Versorgungsinfrastruktur, gute gesundheitliche Versorgung sowie Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten.

Und schließlich müssten Gebiete jenseits der Metropolen gestärkt werden. Dazu brauche es einen gut ausgebauten öffentlichen Nahverkehr und eine flächendeckende Breitbandabdeckung, die bundesweit ausgebaut und zugänglich gemacht werden müsse.

Derzeit fehlten mehr als zwei Millionen bezahlbare Wohnungen in Ballungsräumen, heißt es in dem Papier des Zukunftsforums Familie. Die Suche nach einer passenden Wohnung werde für Familien zu einer großen Herausforderung. Schon 2018 forderte der AWO-Bundesverband deshalb, das Recht auf Wohnen verfassungsrechtlich zu ver­ankern.

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