Zwangsräumungen in Ostjerusalem: Einmal Reset-Taste, bitte

Der Streit um palästinensische Häuser muss endlich beigelegt werden. Wiedergutmachungszahlungen für beide Seiten wären ein Weg.

Vermummte Männer stehen auf einem Dach

Das Haus der palästinensischen Familie in Ost-Jerusalem soll geräumt werden, um eine Schule zu bauen Foto: Ilia Yefimovich/dpa

Der Streit um Haus- und Grundstückseigentum in Ostjerusalem ist ein Dauerthema mit Eskalationspotential, das ein für alle Mal vom Tisch gehört. Ein Blick zurück auf den Krieg im vergangenen Frühjahr reicht, um zu sehen, wie massiv sich der Unmut Luft machen kann.

Erneut droht einer Großfamilie die Zwangsräumung ihres Hauses, das in diesem Fall für den Bau einer Sonderschule herhalten soll. In den meisten Fällen handelt es sich jedoch um Immobilien, die bis zum Unabhängigkeitskrieg 1948 jüdische EigentümerInnen hatten, dann unter jordanische Kontrolle fielen und schließlich von den jordanischen Behörden an PalästinenserInnen veräußert wurden.

Diese Häuser werden in der Regel nicht von den früheren EigentümerInnen oder ihren Nachkommen zurückgefordert, sondern von Siedlerorganisationen, die offen eine Judaisierung des palästinensischen Ostjerusalems vorantreiben wollen, sprich: die Vertreibung der palästinensischen Bevölkerung. Es sind keine NachbarInnen mit friedlichen Absichten, sondern sie kommen bewaffnet und mit Wachpersonal. Die Vermischung der zwei verfeindeten Völker in der so sehr umstrittenen Stadt ist Gift für eine friedliche Koexistenz. Dafür wären zumindest vorläufig Trennung und Abstand nötig, so wie es einst Israels Regierungschef Jitzhak Rabin und der frühere PLO-Chef Jassir Arafat vereinbarten.

Vergleichbar mit den in Ostjerusalem herrschenden Verhältnissen ist die Lage in Jaffa oder in Haifa und Beerschewa – überall dort nämlich, wo AraberInnen 1948 fliehen und ihre Häuser zurücklassen mussten. An die früheren EigentümerInnen verschwendet in Israel niemand auch nur einen Gedanken, denn ein Rückkehrrecht für die Flüchtlinge wird es niemals geben. Was es allerdings geben sollte, ist eine Wiedergutmachungszahlung – für die palästinensischen Flüchtlinge wie für die jüdischen.

Dazu bräuchte es nicht zwingend ein Friedensabkommen. Einmal auf die Reset-Taste drücken: Es müssen endlich klare Verhältnisse geschaffen werden, wenn niemand mehr um sein Zuhause fürchten muss.

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1961 in Berlin geboren und seit 2021 Co-Leiterin der Meinungsredaktion. Von 1999 bis 2019 taz-Nahostkorrespondentin in Israel und Palästina.

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