meinungsstark
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Impfstoffverteilung im Kapitalismus

„1 Milliarde Impfdosen gespendet“, taz vom 16. 1. 22

Selbst in der eigentlich linken taz finde ich keine Antwort auf das Problem der ungleichen Impfstoffverteilung in der Welt. Auch die Haltung der Grünen, Linken und Linksliberalen oder fortschrittlichen Christen dazu ist mir völlig unklar. Wer vom Impfschutz überzeugt ist und zugleich von der Solidarität spricht, kann doch nicht den Zustand akzeptieren, dass sich die Menschen in den reichen Ländern drei- und bald viermal impfen, während in Afrika nur 7 Prozent der Bevölkerung geimpft sind. Mit Omikron wird der Markt wieder leer gekauft. Es kann doch nicht sein, dass der WHO-Chef Ghebreyesus völlig daneben liegt mit seiner Forderung nach einer gerechteren Impfstoffverteilung. Es braucht keine groß angelegten wissenschaftlichen Untersuchungen, um zu begreifen, dass sich in den Ländern mit den schlechtesten Gesundheitssystemen die Viren besser ausbreiten und neue Varianten bilden können. Diese Ungerechtigkeit wird „die Pandemie verlängern, anstatt sie zu beenden“, sagt der WHO-Chef. Die vor allem durch Deutschland erfolgreich verhinderte Patentfreigabe ist für viele kritisch Denkende sicherlich ein Ärgernis, aber offenbar kein Grund, sich für eine gerechtere Impfstoffverteilung zu engagieren. Das stille Einverständnis mit diesem nationalen Egoismus von denjenigen, mit denen ich mich bisher für Menschenrechte, Frieden und internationale Solidarität engagiert habe, enttäuscht und frustriert mich immer mehr. Nicht zu Unrecht spricht Ghebreyesus von einem drohenden katastrophalen moralischen Versagen. Seien wir wenigstens ehrlich und hören auf, hierzulande vom Impfen als einer Tat der Solidarität zu sprechen. Franz Leutner, Dorfen

„Das ist erniedrigend für Behinderte“

Sehr geehrtes taz-Team, ich bin 36 Jahre alt und sitze seit 2015 im Rollstuhl. Bis 2021 stand ein Fahrdienst zur Beförderung behinderter Menschen zur Verfügung, so dass auch in der Mobilität eingeschränkte Menschen zu weiter entfernten Orten gelangen konnten. Denn leider ist gerade im ländlichen Raum die Beförderung mit öffentlichen Verkehrsmitteln nicht immer möglich. Im Januar 2021 wurde der Sonderfahrdienst in einigen Bundesländern abgeschafft. In meinen Augen eine Sparmaßnahme aufgrund der Coronapandemie. Mir ist natürlich bewusst, dass dieser Fahrdienst unsere Gesellschaft in finanzieller Sicht enorm belastet. Andererseits wirbt Deutschland immer mit der Inklusion behinderter Menschen. Die Alternative zum Fahrdienst ist Geld, in meinem Fall nun 300 €, die mir monatlich ausbezahlt werden. Damit soll ich Fahrer bezahlen, die ich mir vorher suche. Diese Suche ist für einen behinderten Menschen sehr erniedrigend, es gleicht eher einem Anbetteln, denn die Auszahlung der 300 € im Monat ist an einige Bedingungen geknüpft. So darf ich zum Beispiel das Rote Kreuz oder andere Taxi-Unternehmen beauftragen, mich zu fahren. Frage ich eine Privatperson, so darf ich ihr für die Fahrt lediglich 0,35 € pro Kilometer geben. Das Rote Kreuz darf für eine Strecke von 25 km einen Betrag von 125,50 € berechnen, aber ein privat bezahlter (und zuvor angebettelter) Fahrer darf noch nicht einmal 30 € dafür bekommen? Es ist mir peinlich, Leute zu fragen, ob sie mich für 0,35 € pro Kilometer irgendwohin fahren. Wer hat sich so was ausgedacht? Wer beschließt solche unverschämten Vorgaben? Da muss sich dringend etwas ändern. Vielleicht ist die Öffentlichkeit ja einer Meinung mit mir. Christiane Schmitt, Unterfranken

Das ist Schikane im Mittelmeer

Seenorettung: ‚Ocean Viking‘ in Italien festgesetzt“,

taz vom 13. 1. 22

Der saubere Herr Draghi sorgt also auch – in perfekter Nachfolgeschaft von Salvini & Co – systematisch dafür, dass Rettungsschiffe im Mittelmeer durch schikanöse Kontrollen an ihrer Arbeit gehindert werden. Seine Schergen stoßen sich daran, dass die Containeraufbauten, in denen die armen Flüchtlinge untergebracht werden, „falsch registriert“ seien. Da ist es doch menschlicher, sie ertrinken zu lassen? Und von den Mitgliedern der EU-Obrigkeit sind keine Proteste zu vernehmen. Rolf Oesterlein, Nieder-Olm