wortwechsel
: Winter in der Ukraine: Rote Linien. Kalter Krieg

Wird die Ukraine zum „Schneeball“ in einer geopolitischen Schlacht der Großmächte? Ist Russland noch bereit zum Einlenken? Die Bundesregierung verhandelt in Kiew und Moskau

Ein ukrainischer Soldat an der Frontlinie zu prorussischen Kämpfern in Donezk (Ost-Ukraine) Foto: Andriy Dubchak/ap

„Ukraine-Russland-Konflikt: Schlechte Verlierer“, taz vom 17. 1. 22

Russische Invasionen

Es freut mich, dass dieser Kommentar von Klaus-Helge Donath zusammenfasst, wie die Lage wirklich ist. Ich teile die Einschätzung, dass Präsident Putin, nicht zuletzt aufgrund seiner eigenen Lebensgeschichte, sich die Sowjetunion zurückwünscht. Und er ist kurz davor, dieses Ziel mit Waffengewalt durchsetzen zu wollen. Mit dem Einmarsch auf der Krim und dem Krieg in der Ostukraine hat Russland glasklare Botschaften gesendet. Die Phase des Diskutierens hat Moskau hinter sich gelassen. Jetzt versucht man nur noch, die Schuld „dem Westen“ in die Schuhe zu schieben. Kidt auf taz.de

US-Invasionen

In diesem Kommentar werden „die Russen“ als „schlechte Verlierer“ bezeichnet. Da möchte ich doch mal fragen, wie wohl die US-Amerikaner reagieren würden, wenn Russland in Mexiko Waffensysteme stationieren wollte? Wie haben sie in den 1960ern reagiert auf Kuba? Wie war das in den 1980ern, als eine Linksregierung in Grenada an die Macht kam? Genau, da wurde einmarschiert! Wer hat dem Sicherheitsrat gefälschte Unterlagen für die angeblichen Massenvernichtungswaffen im Irak präsentiert?

Statt mit zweierlei Maß zu messen, sollte man ernst nehmen, dass die Russen sich durch eine Nato-Erweiterung bedroht fühlen! Das ist reine Geostrategie.

Hellmuth Lilienthal, Essen

„Krieg? Wir doch nicht“, taz vom 17. 1. 22

Größenwahnsinn?

Russland hätte allen Grund, aus historischer Lehre Garantien von allen europäischen Mächten zu fordern. Tatsächlich fühlt sich Russland zu Recht bedroht von den USA. Es ist unlauter, davor die Augen zu schließen und so zu tun, als müsste Moskau wahlweise paranoid oder größenwahnsinnig sein. Juian M auf taz.de

Verständnis?

Was verleitet Menschen, einem korrupten Kleptokraten wie Putin bei jeder sich bietenden Gelegenheit Verständnis entgegenzubringen? Ich versteh’s nicht.

Galgenstein auf taz.de

@Galgenstein Mir ist egal, was für ein Typ dort sitzt, Putin hat Atomwaffen und wenn er die einsetzt, kommen sie hier runter. Also sollte geredet werden, von beiden Seiten – und nicht gezündelt. Aber beide Seiten halten immer mal wieder die Lunte ans Fass. Yossarian auf taz.de

Unabhängige Ukraine

Die Betrachtungen zur Ukraine geraten leider oft schwarz-weiss, auch in der taz. Nur Russland hat „Expansionsgelüste“, während die Nato das „gute Recht“ hat, sich zu erweitern. Die Nato fördert massiv alle Bestrebungen in der Ukraine, die das Land dem Westen und der Nato angliedern wollen.

Wer sich die Landkarte anschaut, weiß um die geopolitische Bedeutung der Ukraine. Deshalb auch das laute beiderseitige Gezerre. Es ist kein Verrat an die Ukraine, zu erklären, dass sie nicht Mitglied der Nato werden kann. Russland und die Nato sollten zu Garantiemächten der Unabhängigkeit und Neutralität der Ukraine werden. Das wäre ein positiver Teil der ­europäischen Sicherheitsarchitektur.

Werner Meyer, Lübeck

Reale Kriegsangst

Wenn das so weitergeht, wird es bald knallen – und junge Menschen, Soldaten und zivile Menschen, werden leiden und sterben. Und das, obwohl Menschen in Ost und West, wenn gefragt, den Frieden lieben und keine Lust auf Krieg haben. Entmündigt. Vergessene Liebe auf taz.de

Keine Sicherheiten

Offen gestanden bin ich zurzeit ratlos. Weit davon entfernt, die russische Seite als vom Westen bedrohten Friedensengel zu sehen, bin ich doch voller Misstrauen, was die „sicheren Erkenntnisse“ amerikanischer Geheimdienste betrifft. Zu oft stellten die sich später als frei erfunden oder zumindest bewusst falsch interpretiert heraus. Je öfter ich in den Überschriften lese, dass ein Krieg direkt vor der Tür stünde, desto mehr drängt sich mir die Frage auf, wer mit solchen Meldungen welche Interessen verfolgt.

Bürger I auf taz.de

Die Bündnisfrage

Selbstverständlich soll jedes Land über seine Bündnisse selbst entscheiden können, obwohl zu hinterfragen ist, wer in der Ukraine entscheidet – das Volk oder der Dollar? Aber sind die Mitgliedsstaaten der Nato überhaupt bereit, die Ukraine in das Bündnis aufzunehmen? Meines Wissens gibt es dazu keine demokratischen parlamentarischen Beschlüsse der doch immerhin 400 Millionen Einwohner Westeuropas. Schon der Umstand, dass diese Frage nicht gestellt wird, beweist, wie fragwürdig auf Veranlassung der US-amerikanischen Nato in Europa über Krieg und Frieden entschieden werden soll. Friedemann Ungerer, Anklam

Keine Sanktionen mehr?

Wenn der Westen Russland aufgrund der bloßen Präsenz seiner Truppen auf eigenem Territorium Aggression gegenüber der Ukraine vorwirft, dann frage ich mich, wie der Aufmarsch von US- und Nato-Truppen an der russischen Grenze zu bezeichnen ist? Es ist eben alles eine Frage des Blickwinkels und völlig legitim, dass auch Russland sich bedroht fühlt.

Bereits der US-amerikanische Politikwissenschaftler George Friedman nannte als priorisiertes Ziel der US-Außenpolitik, mit allen Mitteln eine Annäherung Europas an Russland zu verhindern. Bedauerlich und kaum zu erklären, wie devot der Großteil der deutschen und europäischen Politiker diese US-Maßgabe umsetzt. Ich kann nur dringend empfehlen, Russland um des Friedens willens nicht weiter in die Enge zu treiben! Weitere Sanktionen gegen Russland sind abzulehnen und Diplomatie muss in den Vordergrund rücken! Frank Brennecke, Berlin

Die Energiereserven

„Verhandlungen mit Russland: Angst vor dem Bazillus der Revolution“,

taz vom 15. 1. 22

In den jungen Staaten um Russland herum grassiert ein Bazillus der Aufmüpfigkeit. Putin, der Geheimdienstler, ist verunsichert, schützt sich vor Ansteckung und pflegt wieder die Kunst der Ungewissheit. Das entspricht der Kremlastrologie zu Sowjetzeiten oder dem Stil der Republikaner von Nixon bis Busch jr., sich dem Gegner als unberechenbar darzustellen.

Die Ukrainer fürchten um die Sicherheit ihrer konventionellen Energieobjekte – die Steinkohle zum Beispiel. Auch Putin setzt weiter auf Russlands Energiereserven, von denen das Land lebt. Da sind ihm selbst die konservativen Saudis weit voraus, die in Erneuerbare investieren.

Welche EU-Politiker könnten Putin auf die Idee bringen, dass ein Teil des grünen Wasserstoffs, den Europa braucht, aus dem europäischen Teil Russlands kommen könnte? Klaus Warzecha, Wiesbaden