berliner szenen
: So weit ist es schon gekommen

Es ist also wieder so weit. Aufgrund der steigenden Zahlen findet unser Yogakurs bereits seit ein paar Wochen wieder online statt. Inzwischen versuchen wir es über eine andere Plattform, aber wie gehabt stelle ich meinen Laptop auf den kleinen Tisch und breite meine Matte neben dem Sofa aus.

Während der Übungen bricht die Verbindung der Lehrerin viermal zusammen. Das heißt, wir Teil­neh­me­r*in­nen sind noch zugeschaltet, die Lehrerin wird aber aus ihrem eigenen Meeting geworfen. Dazu friert das Bild andauernd ein und der Ton verstummt.

Da das beim Yoga allerdings auch normalerweise ab und an der Fall ist, bemerke ich oft erst nach einiger Zeit, dass diese Übung nicht ungewöhnlich lange dauert, sondern dass etwas nicht stimmt.

Als wir bei der Meditation zum Schluss angekommen sind, fühle ich mich schwer von der ungeplanten Intensität der langen Übungen. Wir legen uns hin, ich ziehe mir eine Decke über. Das Licht ist gedimmt, die Heizung gluckert und die Stimme der Lehrerin diktiert in ruhigem Ton den Rhythmus des Ein- und Ausatmens. Ich gebe mich ganz hin. Einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen, einatmen, ausatmen.

Plötzlich höre ich ein Geräusch. Es ist ein seltsamer Ton. Es gurgelt und schnauft. Kurz überlege ich, ob es die Heizung ist, öffne die Augen und weiß plötzlich, was das war. Oh Gott, denke ich. So weit ist es also schon gekommen. Ich bin eingeschlafen und von meinem eigenen Schnarchen aufgewacht.

Ich schaue erschreckt nach, ob mein Mikro etwa noch angestellt ist, und sehe, dass bereits alle Teil­neh­me­rin­nen und Teilnehmer das Meeting verlassen haben. Nur ich bin noch da.

Ich klappe den Laptop zu, lege mich wieder auf die Matte und schließe noch einmal meine Augen. So eine Yogastunde ist schon sehr entspannend. Isobel Markus