Regierungskritiker in Uganda: Bestsellerautor wieder in Haft

Kakwenza Rukirabhaija hat den Sohn des Präsidenten beleidigt. Jetzt sitzt der Schriftsteller in Haft und wird wohl gefoltert. Nicht zum ersten Mal.

Portrait von Kakwenza Rukirabashaija

Der ugandische Schriftsteller Kakwenza Rukirabashaija Foto: reuters

KAMPALA taz | „Bewaffnete brechen gewaltsam in mein Haus ein“ – das waren die letzten Worte von Ugandas Schriftsteller Kakwenza Rukirabhaija auf Twitter Ende Dezember. Seitdem ist es beunruhigend still auf seinem Account. Denn der 33-jährige Schriftsteller und Journalist ist am 27. Dezember gewaltsam von Geheimdienstagenten aus seinem Haus gezerrt worden.

Der Grund: Er hatte Muhoozi Kainerugaba, Sohn des Präsidenten und einer der höchsten Generäle des Landes, dem man nachsagt, die Präsidentennachfolge anzustreben, persönlich angegriffen. Rukirabhaija ist bekannt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt.

Er nannte Kainerugaba „fettleibig“ und „übergewichtig“. „Erfolg bedeutet für Sie, die Staatskasse und Ressourcen zu plündern und militärische Ränge zu erlangen, weil Sie der dickköpfige, plumpe Sohn des Despoten sind?“, lautete einer seiner letzten Tweets.

Das konnte der derzeitige Heereskommandant nicht auf sich sitzen lassen. Er schickte den Militärgeheimdienst (CMI) los: „Er uriniert Blut und hat geschwollene Beine. Er wird eindeutig gefoltert. Er braucht dringend Medikamente und Beratung“, erklärt Rukirabhaijas Anwalt Eron Kiiza.

Bereits 2020 wurde Rukirabhaija gefoltert

Es ist nicht das erste Mal, dass Rukirabhaija in einem Foltergefängnis landete. Bereits im April und September 2020 war er festgenommen und misshandelt worden. Kurz davor hatte er seinen Bestseller herausgebracht: „Der gierige Barbar“, eine Erzählung über systematische Korruption in einem fiktiven Land. Dafür erhielt er 2021 den internationalen PEN-Pinter-Preis in der Kategorie „Mutigster Schriftsteller“.

Die Geheimdienstler von Präsident Yoweri Museveni, mittlerweile seit 36 Jahren im Amt, beschuldigten ihn damals, über Uganda geschrieben zu haben. Eine Woche lang quälten ihn CMI-Agenten. „Wenn man in Afrika Belletristik schreibt, insbesondere politische Fiktion, werden die Führer immer denken, dass man über sie schreibt“, schrieb Rukirabhaija damals.

Rukirabhaijas Anwalt Eron Kiiza

Er uriniert Blut und hat geschwollene Beine. Er wird eindeutig gefoltert.

In seinem zweiten Buch, „Bananenrepublik – wo Schreiben Landesverrat ist“, schilderte er seine Woche im Foltergefängnis. Es wurde erneut ein Bestseller. Dafür wurde er ein weiteres Mal festgenommen und wegen „Anstiftung zu Gewalt und Förderung von Sektierertum“ angeklagt. Das Gericht ließ ihn auf Provision frei. „Yoweri Museveni, der Präsident von Uganda, hatte das Gefühl, ich habe über ihn geschrieben, und schickte seine Gangster, um mich zu verhaften und zu foltern, um meine Kreativität zu behindern“, twitterte er nach seiner Freilassung.

Doch mundtot lässt sich der Jurastudent und Vater von sechs Kindern nicht machen. Am Dienstag wurde er nach großem internationalen Druck, auch von EU und USA, dem Haftrichter vorgeführt. Er wurde zweifach angeklagt auf Grundlage des „Computer-Missbrauch-Gesetzes“, das seit 2011 eine Strafe für offensive Posts vorsieht. Er habe seinen Twitter-Account dazu genutzt, „um den Frieden Seiner Exzellenz des Präsidenten der Republik Uganda, General Yoweri Kaguta Museveni, ohne den Zweck einer legitimen Kommunikation zu stören.“

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