„Suspekt, aber immer elegant“

Das Hamburger Metropolis zeigt eine Retrospektive des Schauspielers Peter van Eyck

Foto: Katrin Schneider

Martin Aust66, ist Germanist und seit 2005 Geschäftsführer und Leiter der Kinemathek Hamburg.

Interview Wilfried Hippen

taz: Herr Aust, wer war Peter van Eyck?

Martin Aust: Van Eyck war in den 1950ern ein sehr bekannter deutscher Schauspieler, der in den Mabuse-Filmen und der Edgar Wallace-Serie spielte und durch seine Rolle in Henry-George Clouzots „Lohn der Angst“ auch international erfolgreich wurde.

Er lebte und arbeitete aber in den USA.

Ja, er war zwar in Deutschland geboren und hat da noch ein wenig Musik studiert, ging dann aber im Jahr 1931 als 18-Jähriger in die Staaten.

Er gehörte also nicht zu den deutschen Exilanten, sondern zu den Einwanderern.

Genau. Gearbeitet hat er zuerst als Barpianist und Lkw-Fahrer. Dann war er am Broadway Regieassistent bei Orson Welles. Später hat er dann Billy Wilder kennengelernt und der gab ihm eine seiner ersten Rollen in „Five Graves to Cairo“.

Wird der auch in der Retro­spektive gezeigt?

Ja, aber erst später, denn Van Eyck hat darin nur eine kleine Rolle. Ich habe versucht, Filme auszusuchen, in denen er größere Rollen spielt, denn er hat ja mit 86 Kinofilmen ein riesiges Oeuvre.

Wie kam Peter Van Eyck zurück nach Deutschland?

Er wurde als amerikanischer Staatsbürger zum Militär eingezogen, kam nach dem Krieg nach Deutschland und wurde dort als Kontrolloffizier für den deutschen Film eingesetzt. So hat er dabei geholfen, die deutsche Filmindustrie aufgebaut. Er begann dann bald hier in Filmen wie „Hallo Fräulein“ von 1949 mitzuspielen und blieb da.

Mit dem Film beginnt auch die Retrospektive heute Abend. Wie viele Filme zeigen Sie?

Die Reihe soll über drei Monate gehen und es ist geplant, dass 12 Filme gezeigt werden.

Was macht das Besondere an Peter van Eyck aus?

Retrospektive Peter van Eyck: ab heute, 12. 1., Hamburg, Metropolis Kino; Infos: https://www.metropoliskino.de/index.php?id=28#4

Er stammt aus einer pommerschen Junkerfamilie, doch das wird ihm wohl nicht so richtig gefallen haben, denn er ist ja bald abgehauen und nach Amerika gegangen. Aber den Aristokraten hat er in seinen Rollen immer gerne raushängen lassen. Er hat von sich selber mal gesagt, er wäre kein Schauspieler, sondern ein Darsteller. Und das war auch so. Er spielte immer sich selber: den etwas suspekten, aber immer elegant gekleideten Lebemann.

Der Preuße ist also dringeblieben.

Ja, aber so wurde er ja auch besetzt. In internationalen Produktionen war er oft der blonde Nazi.

Seine Erfolge feierte er nicht in Hauptrollen, sondern als Charakterdarsteller. So etwa in „Tevje und seine sieben Töchter“ als orthodoxer jüdischer Priester und 1969 in „Die Brücke von Remagen“. Warum war er international so gefragt?

Das Pfund, mit dem er wuchern konnte, war, dass er mehrere Sprachen beherrschte und perfekt amerikanisches Englisch sprach.