Nachbarschaftshilfe stört Statistik

Sind das wirklich alles Bremer:innen? Die hohe Impfquote bei Volljährigen von 99,9 Prozent wirft Fragen auf

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Von Alina Götz
und Lotta Drügemöller

Es klingt fantastisch: Laut Robert-Koch-Institut (RKI) sind inzwischen 99,9 Prozent der volljährigen Bre­me­r:in­nen erstgeimpft; gut 96 Prozent vollständig. In die Quoten fließen nach Informationen auf der RKI-Website die Daten der Impfzentren, Krankenhäuser, mobilen Impfteams und Be­triebs­me­di­zi­ne­r:in­nen ein. Zudem würden die Infos aus der Arztpraxen vor Ort täglich an die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) übermittelt und vom RKI abgerufen.

Doch sind die Geimpften wirklich alle Bremer:innen? Der Wohnort der Geimpften werde von den Praxen nicht an das RKI übermittelt, schreibt eine Sprecherin der KBV und verweist auf die Kassenärztliche Vereinigung Bremen für weitere Infos. Von dort heißt es jedoch, man habe „keinen Zugriff“ auf die Daten und sei an dem Ablauf nicht beteiligt.

Die Gesundheitsbehörde hat zumindest eine Einschätzung: „Die Quote von mehr als 99,9 Prozent geimpften Bremern ist faktisch so nicht richtig“, erklärt Lukas Fuhrmann, Sprecher der Gesundheitssenatorin Claudia Bernhard (Linke). Bremen habe schließlich auch Seeleute geimpft, Lkw-Fahrer:innen und nicht zuletzt Menschen aus dem niedersächsischen Umland. Wer zum Arbeiten nach Bremen pendelt, kann sich nicht nur in Hausarztpraxen, sondern auch im Impfzentrum die Spritze geben lassen.

Impfen auch ohne Termin

Wie sehr muss die Bremer Quote durch diese Impfungen relativiert werden? Allzu groß, glaubt man in der Gesundheitsbehörde, dürfte der Effekt nicht sein. Schließlich gebe es auch Bremer:innen, die sich in Niedersachsen impfen lassen. Das scheinen nicht viel weniger zu sein als umgekehrt – zumindest, wenn man die angegebenen Postleitzahlen in den Impfzentren der jeweiligen Länder vergleicht.

„Ohne sagen zu können, wie gut genau, ist die Impfquote hier wirklich sehr, sehr gut“, sagt Fuhrmann. Auch das neue Impfzentrum am Brill werde gut angenommen. Seit dem gestrigen Mittwoch bis zum kommenden Sonntag können sich Bre­me­r:in­nen dort auch ohne Termin gegen das Coronavirus impfen lassen. Um längere Wartezeiten zu vermeiden, werde ein Ampelsystem eingeführt, so die Gesundheitssenatorin am Mittwoch. Wer bereits einen Termin gebucht hat, werde zudem „prioritär behandelt“. Bereits gebuchte Termine könnten auch vorverlegt werden.