Theater bis ins neue Jahr: Feste Normen, Fest der Stimmen

Von genderqueeren Memoiren bis zum Tanz der weiblichen Stimme, zum Jahresende klingt es in Volksbühne und Radialsystem laut gegen den Strom.

Die:der Musiker:in Genesis P-Orridge trägt eine Kopfbedeckung aus rotem Tüll und blickt in die Kamera

Schrieb sogar Soundtracks für Derek Jarmans Filme: Genesis P-Orridge Foto: Bernard Yenelouis and Marie Losier

Jetzt kommt Weihnachten. Das Fest des Lichts und der Liebe, wie es immer heißt. Und der Familie. Aber es ist auch das Fest der Norm und des Mainstreams. Wer hier nicht dazugehört, hat es dieser Tage schwer. Da ist es schön, wenn die ein oder andere Kultureinrichtung daran denkt, dass jetzt vielleicht nicht allen danach ist, opulente Produktionen zu besuchen, mit der allenthalben die Opern- und Schauspielhäuser aufwarten.

Die Volksbühne etwa, hat den 24. Dezember Genesis P-Orridge und der um die­se/n Künst­le­r/in­ entstandene Wahlfamilie aus Musiker- und Per­fo­me­r:in­nen gewidmet – Pio­nie­r:in­nen beim Aufbrechen binärer Konstruktionen zwischen Genres und Geschlechtern. Der Abend ist als musikalische Lesung aus dem Buch „NONBINARY, A Memoir“ von Genesis P-Orridge angelegt. Darüber hinaus wird viel Prosecco versprochen (Volksbühne: „Nonbinary: A Tribute to Genesis P-Orridge“, Musikalische Lesung in englischer Sprache, 24. Dezember, 21 Uhr).

Vielleicht ist es aber auch ein besonderes Erlebnis, die leere Stadt am 24. Dezember (oder den anderen Weihnachtstagen) dazu zu verwenden, sich den kostenlosen Link zum Audiowalk „Brecht stirbt“ beim Berliner Ensemble zu bestellen, und dann für etwa 1 Stunde mit Kopfhörer dem wundersamen Audiowalk von Bernhard Mikeska und Lothar Kittsein zu folgen. Es beginnt auf dem Dorothenstädtischen Friedhof und wir hören Stimmen und Szenen aus Brechts Leben und Lieben kurz vor seinem Tod (Anmeldung für den Link per Email ans BE: bert(a)berliner-ensemble.de).

Medium und Fantasma: Die weibliche Stimme

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Die letzte echte Premiere in diesem Jahr findet am 29.12. im Radialsystem statt. Dann kommt die Musiktheaterperformance „Her Noise“ von Christoph Winkler und Company heraus, die sich mit der weiblichen Stimme befasst – Medium und Fantasma zugleich. Oft haben Frauen deshalb realiter gar keine Stimme. Auch das bildet sich in Märchen und Mythen ab – in der Geschichte der kleinen Meerjungfrau etwa, oder Imanuel Kants folgenreichem Diktum, der das Reden der Frauen als „frivoles Geschnatter“ beschrieb („Her Noise“, Premiere 29.12. 20 Uhr. Alle Termine + Infos: radialsystem.de).

Silvester ist dann wieder für alle da und das Veranstaltungsangebot reichhaltig. Da in diesem Jahr Böllerverbot gilt, ist der Besuch einer COVID 19-safen Theater-, Opern, Musical- oder Revue-Veranstaltung eigentlich fast alternativlos, wenn man nicht zuhause feiern will. Das reichhaltige Angebot an Silvesterveranstaltungen und was darüber hinaus in Berlin so läuft – für Groß und Klein, lustig und ernst und überhaupt hält die Webseite berlin-buehnen.de bereit).

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