berliner szenen
: IT-Support – ein Gefühl von Glück

Weder das Internet noch mein Freund können helfen, meine Handy-SIM-Karte in ein neues Gerät einzulegen. Zum Glück kenne ich einen Ort, an dem alle technischen Probleme sofort gelöst werden: Das einzig verbliebene Internetcafé in meiner Umgebung, 24 Stunden geöffnet und seit Jahren meine Anlaufstelle für alles, was mit Technik und IT zu tun hat.

Die Jungs da können und machen echt alles und haben mich schon oft gerettet. Zuletzt haben sie mir mitten im Lockdown nachts um zwei eine schon aktivierte SIM-Karte für eine dringende Nachfrage bei einem Polizeipräsidium in den USA beschafft. Auch jetzt ist das Einlegen der SIM-Karte für den einen der drei Brüder, die den Laden schmeißen, ein Klacks. Als ich ihm Trinkgeld entgegenstrecke, winkt er ab: „Ach Quatsch! Für Stammkunden mache ich das immer gerne.“

Heute Nacht bin ich nicht die Einzige, die mit einem Problem kommt: Ein Junge fragt nach einzelnen Zigaretten: „Wenn ich eine Packung kaufe, suchte ich die Kippen gleich alle weg und komm nicht mehr von ihnen los.“ Eine Frau hat ihr Handy fallen gelassen und möchte das Bildschirmglas noch in der gleichen Nacht ausgewechselt bekommen. Der Besitzer hilft auch den beiden. Dem Jungen schenkt er ein paar seiner Zigaretten: „Einzelne verkaufen darf ich dir nicht.“ Der Frau verspricht er, ihren Screen binnen einer Stunde zu erneuern.

Beim Verlassen des Internetcafés verspüre ich ein Beschwingtsein, ein Glücksgefühl – wie gut die Welt doch sein kann, wenn Menschen gut miteinander umgehen. Auf dem Nachhauseweg – vorbei an geschlossenen Weihnachtsmarktbuden und Achterbahn – kommt statt den sonstigen Beklemmungszuständen über den Overload an Kitsch und Konsum doch tatsächlich so etwas wie Vorweihnachtsstimmung auf. Eva-Lena Lörzer