Testlauf in Arabien

Katar veranstaltet zur Vorbereitung auf die WM in kommenden Jahr den Fifa Arab Cup. Algerien gewinnt im Finale gegen Tunesien 2:0

Freudenfeuer in Algier: Algerische Fans feiern den Sieg ihres Teams Foto: reuters

Aus Tunis Mirco Keilberth

In der Verlängerung hat das algerische Team am Samstag den Fifa Arab Cup in Katar gegen die Auswahl aus Tunesien gewonnen. In der von ruppigen Fouls geprägten ersten Halbzeit verteilte der fehlerfreie deutsche Schiedsrichter Daniel Siebert fünf Verwarnungen. Immer wieder verstrickten sich die Spieler beider nordafrikanischen Teams in Diskussionen, angefeuert durch die 62.000 Zuschauer im ausverkauften Al-Bayt-Stadion in der katarischen Küstenstadt al-Chaur. Das seit 38 Spielen ungeschlagene und vor dem Spiel als Favorit gehandelte algerische Team schien überrascht von dem Kom­bi­na­tions­spiel der jungen tunesischen Elf, in der der Deutschtunesier Mohamed Dräger in der Startauswahl stand. Innenverteidiger Bilel Ifa schockte die algerische Abwehr nach einem Freistoß per Kopf an die Latte.

Doch Torwart M’Bolhi war mit mehreren guten Aktionen wie erwartet der Stabilisierungsfaktor der algerischen Abwehr, einen Distanzschuss von Sliti lenkte er mit den Fingerspitzen Zentimeter über das Tor. Im Gegenzug konnte der Stürmer Meziani den Ball aus kurzer Distanz nicht im tunesischen Tor unterbringen. Dass die aufgeheizte Stimmung bis auf eine Würge-Szene fair blieb, lag vielleicht auch daran, dass sich viele Spieler aus der tunesischen Liga kenne, wo sieben algerische Nationalspieler unter Vertrag stehen. Auf den Rängen gaben in Landesfarben geschminkten tunesische Fans den Ton an, viele arbeiten als Gastarbeiter in dem Golfemirat.

Die zweite Halbzeit bot ihnen dann wenige Höhepunkte, aber an den Gesichtern der Spieler war zu sehen, dass es bei der unregelmäßig ausgespielten arabische Meisterschaft um mehr als nur einen Achtungserfolg geht.

Die Straßen in der tunesischen Hauptstadt waren während des Spiels wie leergefegt. In vielen Cafés und Kneipen versammelten sich die Menschen zum Public-Viewing. Das Unentschieden nach 90 Minuten sahen viele bereits als Erfolg gegen das seit 38 Spielen ungeschlagene algerische Team.

Der Jubel in den Bars verstummte, als der eingewechselte Sayoud in der 99. Minute aus 20 Metern mit dem einem wuchtigen Linksschuss ins Tor­eck traf. Der tunesische Keeper Hassan hatte zu weit vor dem Tor gestanden und zog überrascht seinen Arm zurück. Tunesien drängte auf den Ausgleich, Ben Arbis Halbvolley verfehlte das Tor in der 111. Minute um Zentimeter. In der fünften Minute der Verlängerung, für den vermeintlich letzten Eckball, sprintete Keeper Hassan mit nach vorne. Doch der Ball sprang dem Algerier Brahmi vor die Füße, der allein auf das tunesische Tor zulief und das 2:0 machte.

Danach erleuchtete ein Feuerwerk die Umgebung des Stadions

Nach dem Abpfiff strahlten neben den algerischen Spielern auch die von der Regie immer wieder eingeblendeten Gastgeber aus Katar um die Wette. Nach der Siegerehrung erleuchtete ein minutenlanges Feuerwerk die Umgebung des Al-Bayt-Stadions, in dem auch das Finale der WM im Dezember stattfinden wird; im Spiel um Platz drei setzte sich Gastgeber Katar nach Elfmeterschießen gegen Ägypten durch. Mit dem reibungslosen Ablauf des Arab Cups ist Katar eine Generalprobe für die kritisierte WM gelungen. Bei dem Bau der Stadien sollen nach Angaben von Menschenrechtsorganisationen mehrere tausend Bauarbeiter ums Leben gekommen sein

In den letzten beiden Wochen herrschte in Katar freilich eine regelrechte Fußballeuphorie. Unterstützt vom spanischen Trainer Félix Sánchez hat das Emirat nun ein schlagkräftiges Team, das Intimfeind Arabischen Emirate im Viertelfinale mit 5:0 aus dem Rennen warf.

Viele Zuschauer in Tunis nahmen die Niederlage ihres Teams gelassen. Über die Vergabe der WM an Katar sind die Meinungen geteilt. „In Nordafrika gibt es eine hundert Jahre alte Fußballtradition“, so ein Fan, „hier würde die WM in einem natürlichen Umfeld stattfinden.“