Konzentration auf Erwachsene

Massenimpfung von Kindern sei Verschwendung von Ressourcen, sagt Berliner Kinderärzteverband

Der Berufsverband der Kinder- und Jugendärzte lehnt Corona-Impfungen für Kinder an Schulen ab. Es sei unnötig, eine solche Notfallmaßnahme heraufzubeschwören, sagt der Verbandssprecher und Berliner Arzt Jakob Maske am Montag im RBB-Inforadio. „Es ist auch eine Verschwendung von Ressourcen des öffentlichen Gesundheitsdienstes, die wir nicht verstehen können, und insofern würden wir diese Maßnahme tatsächlich auch nicht befürworten und unterstützen.“ Laut Maske reichen die Kapazitäten der Kinder- und Jugendärzte sowie der Impfzentren aus. Auch Hausärzte würden sicher mithelfen.

In Berlin sollen am Mittwoch in Impfzentren, an jeweils einer Schule pro Bezirk und an anderen Orten Corona-Impfungen für Kinder zwischen fünf und elf Jahren starten. Die Ständige Impfkommission (Stiko) empfiehlt solche Impfungen ausdrücklich für Kinder dieser Altersgruppe, die Risikofaktoren für einen schweren Covid-19-Verlauf oder Angehörige mit hohem Risiko haben. Außerdem können Eltern nach individueller Aufklärung auch ihre gesunden Kinder impfen lassen.

Maske rät Eltern gesunder Kinder, die Stiko-Empfehlung für diese Gruppe abzuwarten. Dazu lägen noch nicht alle Daten vor. Die Anfangsdaten „sehen schon recht gut aus“, sodass wenig Risiko zu erwarten sei. „Aber wir wollen nicht sozusagen spekulieren, sondern wir wollen es wissen und dann den Eltern tatsächlich auch entgegentreten und sagen: ‚Das ist eine sichere Impfung auch für eure Kinder‘“, sagte der Kinderarzt.

Der Amtsarzt des Berliner Bezirks Neukölln, Nicolai Savaskan, sieht die in großem Stil geplanten Corona-Impfungen für Kinder ebenfalls kritisch. „Um die Pandemie zu kontrollieren, ist der Ansatz, die Fünf- bis Elfjährigen reihenweise zu impfen, falsch“, schreibt Savaskan in einem Beitrag, der der Deutschen Presse-Agentur am Montag vorlag. „Diese Gruppe eignet sich nicht für massenweises Abimpfen in Mehrzweckhallen und Bahnhöfen.“ Zudem seien in dieser Gruppe die Krankheitslast und die Belastungen für das Gesundheitssystem äußerst gering.

„Der Gamechanger ist das Impfen in der Erwachsenengruppe“, sagt Savaskan. Ungeimpfte Erwachsene hätten das größte Risiko, durch eine Sars-CoV-2-Infektion ins Krankenhaus zu kommen. „Ungeimpfte Erwachsene belasten das Versorgungssystem am stärksten. Sie haben die höchste soziale Mobilität und treiben somit am stärksten Viren in die Gesellschaft, stärker als Kinder.“ Daher müsse der Schwerpunkt im Bemühen um ausreichenden Impfschutz bei den Erwachsenen liegen. Er plädiert deshalb für mehr aufsuchende Impfangebote und „zielgruppenspezifische Ansprache“.

In Berlin sollen am Mittwoch in Impfzentren, an Schulen und anderen Orten Corona-Impfungen für Kinder zwischen fünf und elf Jahren starten. (dpa)