Revier ohne Kohle

Von Uwe Rada

Noch bevor die Ampelkoalition den Kohleausstieg von 2038 auf – wahrscheinlich – 2030 vorgezogen hat, wurde bereits viel Geld locker gemacht. Mit dem im Juli 2020 verabschiedeten „Strukturstärkungsgesetz Kohleregionen“ stehen den vier betroffenen Bundesländern Brandenburg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen-Anhalt und Sachsen insgesamt 40 Milliarden Euro zur Verfügung, um den Strukturwandel in den Kohleregionen zu begleiten.

10 Milliarden davon fließen ins Brandenburger Revier in der Niederlausitz. Die Hälfte des Geldes wird vom Bund vergeben, etwa für den Aufbau der Hochschulmedizin in Cottbus oder die dortige Erweiterung des Bahnwerks. Die andere Hälfte vergibt die Landesregierung im Rahmen eines Auswahlverfahrens der „Wirtschaftsregion Lausitz“, bei dem die Kommunen Projekte einreichen können.

Lange bevor die Milliarden in die Lausitz kamen, hat die Interna­tio­nale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land eine Zukunft der Region ohne Kohle zum Thema gemacht. In 30 Projekten wurden neue Nutzungen ehemaliger Tagebaue oder die Nachnutzung industrieller Hinterlassenschaften erprobt. Die bekanntesten Bauwerke sind die IBA-Terrassen in Großräschen oder die größte Förderbrücke der Welt F60, die zum „Besucherbergwerk“ wurde und seitdem der „liegende Eiffelturm der Lausitz“ genannt wird.

Vorbild für die Lausitzer IBA war die IBA Emscher-Park im Ruhrgebiet. Dort waren unter anderem die Zeche Zollverein oder der Gasometer in Oberhausen zu Kulturorten umgewandelt worden. Die Identität als Kohleregion wurde damit – zumindest kulturell – bewahrt. Nicht zuletzt deshalb war Essen 2010 zur Kulturhauptstadt Europas geworden.

Anderen Revieren, wie etwa dem Rheinischen Revier, steht der Strukturwandel noch bevor. Eine Seenlandschaft wie in Sachsen oder Brandenburg ist dort allerdings schwer zu realisieren, da die Tagebaue teilweise bis zu 60 Meter tief sind.

In Brandenburg sind derzeit mit Jänschwalde und Welzow-Süd noch zwei Tagebaue aktiv. Das 2015 ­ausgekohlte Revier Cottbus-Nord wird derzeit geflutet. Mit dem Cottbuser Ostsee soll der größte See Brandenburgs entstehen. Die Planungen gehen auf die IBA von Rolf Kuhn und seinem Team zurück. Durch weitere Flutungen ist im Lausitzer Seenland mit 20 Seen die größte künstliche Seenlandschaft Europas entstanden.