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Flexibel bleiben

Die Rolle von Biogas bei der Energiewende ist begrenzt, rechnet sich aber

Bei der Energiewende stehen Sonne und Wind im Fokus. Doch der Input aus diesen beiden erneuerbaren Quellen schwankt je nach Wetterlage erheblich und lässt sich bislang nur bedingt speichern. Damit sich künftig keine Lücke zwischen Angebot und Nachfrage auftut, bedarf es anderer Quellen. Eine flexible Energiebereitstellung gewinnt mit dem Kohleausstieg an Bedeutung. Hier spielt Biogas eine relevante Rolle. Es kann mithilfe von Bakterien unter Ausschluss von Sauerstoff aus Biomasse gewonnen werden. Aus diesem Rohbiogas lassen sich direkt vor Ort in einem Blockheizkraftwerk Strom und Wärme gewinnen – oder es wird auf Erdgasqualität aufbereitet und ins Netz eingespeist. Über das Erneuerbare-Energien-Gesetz (EEG) werden Biomasseanlagen staatlich gefördert. Damit diese als Ausgleichselement im Strommarkt flexibel genug sind, wird die volle Förderung erst gewährt, wenn die Anlagen für eine Leistung von mehr als dem Doppelten des Jahresdurchschnitts ausgelegt sind. Mit dem EEG 2021 wurde diese Anforderung um 5 Prozentpunkte erhöht. Zusätzlich wird dann zum Ausgleich der Kosten für das größere Blockheizkraftwerk ein sogenannter Flexibilitätszuschlag in Höhe von 65 Euro pro Kilowatt installierter Leistung und Jahr gewährt.

Derzeit wird diskutiert, ob Kohlekraftwerke mit Biomasse emissionsarm weiterbetrieben werden sollen. Als Vorbilder dienen hier Länder wie Großbritannien und Dänemark, in denen mehrere ehemalige Kohlekraftwerke bereits auf die Verbrennung von Biomasse umgerüstet wurden. Ein Team des Deutschen Biomasseforschungszentrums (DBFZ) zeigt sich mit Blick darauf jedoch skeptisch. In ihrem Positionspapier „Umrüstung von Kohlekraftwerken auf Biomasse“ schrieb das Team diesen Sommer, „dass die energetische Nutzung von Biomasse vergleichsweise kostenintensiv und potenzialseitig begrenzt ist sowie nur unter Wahrung strikter Nachhaltigkeitskriterien erfolgen sollte.“ Lars Klaaßen