Test des Zugfahrens in Europa: Bahn kann Billigflieger schlagen

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat grenzüberschreitende Zugreisen untersucht. Ergebnis: Tickets können erstaunlich günstig sein.

Ein Zug hält an einem Bahnhof

Der Alpen-Sylt-Express, der Nachtzug von den Alpen zur Nordsee Foto: Arnulf Hettrich/imago

BERLIN taz | Bahnfahren in Europa kann erstaunlich günstig und preislich durchaus eine Alternative zum Fliegen sein – wenn Fahrgäste langfristig buchen. Zu diesem Ergebnis kommt der am Mittwoch veröffentlichte 16. Bahntest des ökologischen Verkehrsclubs Deutschland (VCD). Darin hat der VCD nicht nur die Lage beim grenzüberschreitenden Bahnfahren untersucht, Interessierte finden auch viele hilfreiche Tipps fürs Reisen mit dem Zug.

Ökologisch lohnt sich Bahnreisen allemal: Eine Fahrt mit dem Zug verursacht bei durchschnittlicher Auslastung einen Ausstoß von 13 Gramm CO2 pro Person und Kilometer, beim Auto sind es 139 und beim Flugzeug gar 246 Gramm. Beim Preis kann die Bahn den Billigflieger durchaus schlagen: Für die Strecke von Frankfurt nach Marseille gibt es Tickets schon ab 40 Euro, von München nach Rom kommen Reisende im Nachtzug auf einem Sitzplatz für 30 Euro. Allerdings ist dafür eine langfristige Vorbuchung nötig – wie auch bei Billigflügen.

Der Unterschied: Günstige Flugtickets zu europäischen Zielen sind mit ein paar Klicks im Internet sehr leicht zu kaufen. Bei Bahnfahrkarten ist das eher nicht der Fall. „Die Ticketbuchung ist in manchen Fällen aufwendig“, sagt Bastian Kettler, Bahnexperte des VCD. Es gibt keine europäische Plattform für den Fahrkartenverkauf, weil sich die Bahnunternehmen in den verschiedenen Ländern weigern, ihre jeweiligen Daten herauszugeben.

Der VCD fordert deshalb wie viele andere verkehrspolitische Akteur:innen, dass der Gesetzgeber für eine europäische Buchungsplattform sorgt. Solange es die nicht gibt, rät der Verkehrsclub Reisenden, die Portale der Staatsbahnen und unabhängige Plattformen wie thetrainline.com/de zu vergleichen. Wobei nicht alle Bahngesellschaften in Europa internationale Fahrkarten selbst verkaufen: Die schwedische etwa arbeitet dafür mit der unabhängigen Buchungsplattform Omio zusammen. Schwierig kann es auch sein, mit dem Fahrrad und der Bahn innerhalb Europas zu verreisen. Denn die Regeln sind von Land zu Land unterschiedlich. Zwar gibt es ein internationales Bahnticket für 9 Euro – aber das wird etwa in Frankreich nicht anerkannt. „Hier gibt es einen hohen Nachholbedarf auf europäischer Ebene“, sagt Kettler.

Der Bahntest zeigt anhand von sechs Strecken – nach Amsterdam, Stockholm, Danzig, Rom, Budapest und Marseille – wie Reisende an günstige Fahrkarten kommen und mit welchem Vorlauf sie buchen müssen. Auch sind unter Umständen die Tickets günstiger, wenn Reisende an einem Wochentag und nicht am Wochenende fahren. Verspätet sich der Zug um mehr als 120 Minuten, bekommen Fahrgäste die Hälfte des Ticketpreises zurück. Beantragt werden muss das bei dem Unternehmen, bei dem die Fahrkarte gekauft wurde. Interessierte finden dazu in der Broschüre viele hilfreiche Links, etwa zu einer Liste von Kundendienststellen von Auslandsbahnen.

Nachtzugnetz muss wachsen

Ab 2023 könnte sich einiges verbessern. Dann sind Unternehmen verpflichtet, ein durchgehendes Ticket anzubieten, wenn sie alle Verkehrsmittel einer Verbindung selbst betreiben. Außerdem müssen ab dann neue Züge mindestens vier Stellplätze für Fahrräder haben – so soll nach und nach die gesamte Zugflotte radtauglich gemacht werden.

„Bahnfahren in Europa muss einfacher und bequemer werden“, fordert die VCD-Vorsitzende Kerstin Haarmann. Außerdem müsse der neue Verkehrsminister Volker Wissing (FDP) den Ausbau des europäischen Nachtzugnetzes mit vorantreiben. Auch dem von dem früheren CSU-Verkehrsminister Andreas Scheuer groß angekündigten Ausbau des europäischen Zugnetzes TEE müssten endlich Taten folgen, hieß es. Bisher gibt es noch keine verbindlichen Verträge, die dieses Projekt absichern.

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