Kiosk schließt nach Attacke von Maskenverweigerin

Bereits Anfang November wurde ein Kioskbesitzer in Rotenburg (Wümme) von einer Maskenverweigerin verletzt. Seitdem ist der Laden geschlossen

Seit April demonstrieren regelmäßig selbsternannte Freiheitsbot*innen. Ob es sich bei der Angreiferin um eine Teilnehmerin handelt, ist unklar

Von Michael Trammer

Im niedersächsischen Rotenburg (Wümme) wurde ein Kioskbesitzer Opfer einer renitenten Kundin: „Durch einen brutalen Angriff einer Masken-Verweigerin wurde ich so schwer verletzt, dass der Kiosk geschlossen bleiben muss“, steht auf einem Schild im Fenster des Ladens. Direkt darüber: “Maskenpflicht!!!“ mit der Erklärung, dass das Betreten des Kiosks zur “Risikovermeidung“ ausnahmslos nur mit kompletter Mund-Nasenbedeckung gestattet sei.

Die Polizei Rotenburg sagt, die beschriebene Attacke habe sich bereits am zweiten November ereignet. Der Betreiber des Kiosk sei leicht am Bein verletzt worden. Es gebe Videoaufnahmen einer Überwachungskamera, auf denen der Vorfall zu sehen sei. Die Beschuldigte sei bekannt, heißt es weiter, die Ermittlungen wegen Körperverletzung laufen.

Seit der tödlichen Attacke von Idar Oberstein gehen Übergriffe durch Mas­ken­ver­wei­ge­re­r*in­nen immer wieder durch die Medien.

Tatsächlich geriet auch der Betreiber des Kiosk in Rotenburg wohl nicht zum ersten Mal mit Mas­ken­ver­wei­ge­re­r*in­nen aneinander: Neben den 33 positiven Bewertungen auf Google findet sich auch ein Eintrag von Richard H. aus dem Februar dieses Jahres. Er beschwert sich darin, dass das Verhalten des Betreibers “diskriminierend“ sei – dieser habe sein Maskenattest nicht akzeptiert.

Mit dem Besitzer des Kiosk selbst konnte die taz bislang nicht sprechen. Eine Ansage auf seinem Anrufbeantworter teilt mit, dass er „wegen Krankheitsfall“ nicht erreichbar sei. Wie lange das Geschäft geschlossen bleibt, ist unklar.

An­hän­ge­r*in­nen kruder Verschwörungsideologien gibt es in der niedersächsischen 20.000 Ein­woh­ne­r*in­nen­stadt Rotenburg, die im Dreieck Hamburg, Bremen, Hannover liegt, einige. Seit Anfang April demonstrieren hier regelmäßig selbsternannte Freiheitsbot*innen. Ob es sich bei der Angreiferin um eine Teilnehmerin der Demo handelt, ist unklar. Wie die taz berichtete, fanden sich extrem rechte Symbole und auch Vergleiche mit der Situation 1933 auf Plakaten wider. In internen Telegram-Chats wimmelt es von Reichsbürger*innen-Content.

Stefan Klingbeil (Linke), Sprecher des lokalen “Aufstehen gegen Rassismus“-Bündnis, meldet immer wieder Proteste gegen die verschwörungsideologischen Aufmärsche an. Über die Eskalation im Kiosk ist er geschockt. Die ganze Stadt rede über die Attacke. „Desinformationen, falsche Interpretation von Daten, gepaart mit Verschwörungsmythen, sowie eine parallel betriebene Hetze erzeugen Spannungen, die zu Gewaltausbrüchen führen können“, sagt Klingbeil.

Am 27. November mobilisiert die verschwörungsideologische Szene überregional nach Rotenburg. Klingbeil befürchtet, dass dann Hunderte kommen könnten. „Mein Eindruck ist, dass viele politisch engagierte Bürger*innen Rotenburgs die Gruppe einfach wegignorieren wollen – wie schon bei der NPD klappt das nicht“, so Klingbeil.