Die Geldgeber des Humboldt Forum: Gekaufte Geschichte

Ehrhardt Bödecker war ein rechter Banker und Historiker. Das Humboldt Forum in Berlin ehrt den Großspender mit einem Reliefmedaillon.

Portraitfoto von Erhardt Bödecker mit einer Statue vom Alten Fritz

Wie er sich gerne sah: Ehrhardt Bödecker in seinem Brandenburg-Preußen Museum in Wustrau Foto: teutopress/imago

Ehrt das Humbolt Forum in Ehrhardt Bödecker einen prominenten Revisionisten der Nachkriegszeit? Es sieht ganz danach aus. Das Haus hat ihm und anderen Großspendern in einem Durchgang ein Reliefmedaillon gewidmet.

Laut dem Kassler Architekten und Professor Philipp Oswalt ist das keine kleine Panne. Bödeckers Preußenbild trage eindeutig „rechtsradikale Züge“. Wie Oswalt in einem Artikel der Berliner Tageszeitung Der Tagesspiegel darlegt, vertrat Bödecker Thesen, die denen führender Rechtspopulisten gleichen.

Bödecker, Banker und Historiker, habe den Ausschluss der Juden aus der kaiserlichen Armee mit dem legitimen Wunsch des Staates nach Homogenität verteidigt. Er bezweifelte das Ausmaß des Holocausts, sprach nach 1945 von Fremdbestimmung und alliierter Siegerjustiz. Die Reeducation, die Entnazifizierung durch Aufklärung und Bildung, bezeichnete er als „Gehirnwäsche“.

Bödecker publizierte in rechten Foren und äußerte sich in Zeitschriften wie der Jungen Freiheit – in einschlägigem Vokabular. „Schlagworte wie Demokratie, Freiheit und soziale Gerechtigkeit dienen als Knüppel in der politischen Aus­ein­an­der­setzung. Zusätzlich sorgt das ‚System‘ mit Verfassungsschutzeinrichtungen für seine Unangreifbarkeit.“

Rechte Strippenzieher

Laut Oswalt war der Großspender einer der größten Strippenzieher, so es um das heutige restaurative äußere Erscheinungsbild des Humboldt Forums geht. Ein Revanchist, ein deutschnationaler Adels- und Preußenverklärer.

Drei der äußeren Seiten des Humboldt Forums sind dem früheren Berliner Schloss der Hohenzollern nachempfunden. Der Förderverein, dem Bödecker angehörte, sammelte 105 Millionen Euro privater Spenden für den Bau. Die öffentliche Hand steuerte 572 Millionen Euro für das neue „Universalmuseum“ bei.

Zwischen öffentlicher Hand, privaten Spendern und Museumswissenschaft kommt es nun immer wieder zu Streitigkeiten. Etwa wegen der äußeren Kuppel­inschrift unter dem Christenkreuz: „Es ist kein ander Heil, es ist auch kein anderer Name den Menschen gegeben, denn der Name Jesu, zu Ehren des Vaters, daß im Namen Jesu sich beugen sollen aller derer Kniee, die im Himmel und auf Erden und unter der Erde sind.“ Und nun noch der Bödecker.

Die Stiftung Humboldt Forum hat nun angekündigt, die Ehrung des Großspenders zu überprüfen. Anschließend werde der Stiftungsrat „auf Basis dieser Bewertung gemäß dem Würdigungskonzept über die Spenderehrung entscheiden“, teilte die Stiftung am Donnerstag (28.10.) mit.

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