Neue Intensität

Gegen eine kriselnde Werkself reicht es in der Männer-Bundesliga für Wolfsburg unter dem neuen Trainer Kohfeldt zur Kehrtwende

Er ist wieder da: Florian Kohfeldt, diesmal für das andere Grün Foto: reuters

Aus Leverkusen Andreas Morbach

Von der weiteren Wochenendgestaltung hatten beide Übungsleiter nach dem Samstagnachmittagsspiel in der BayArena klare Vorstellungen. „Die Mannschaft braucht einen freien Tag“, lautete eine Erkenntnis von Leverkusens Trainer Gerardo Seoane, nachdem seine einstigen Überflieger auch das fünfte Spiel in Folge nicht gewonnen hatten. Während der Kollege Florian Kohfeldt einen etwas anderen Plan verfolgte. „Wir haben keinen freien Tag bis Dienstag, werden durchtrainieren“, kündigte der neue Dompteur der Wolfsburger nach dem 2:0 bei den Rheinländern an. Denn: „Wir haben nicht viel Zeit.“ Am Dienstag kommt schließlich schon Salzburg in der Champions League zu Besuch.

Vor zwei Wochen unterlag man den Österreichern 1:3, dank der vorangegangenen Unentschieden in Lille und gegen Sevilla hat Wolfsburg trotzdem noch alle Chancen auf das Achtelfinale. Und der Ehrgeiz der Wolfsburger ist durch den geglückten Einstieg ihres neuen Chefs frisch entfacht.

„Er hat uns den richtigen Input gegeben“, nannte Maximilian Arnold den entscheidenden Einfluss von Kohfeldt in seinen ersten Tagen, anschließend präzisierte der Schütze des zweiten Wolfsburger Treffers: „Heute hatten wir wieder die Intensität gegen den Ball, die uns im letzten Jahr ausgezeichnet hat.“ Lukas Nmecha, der beim Doppelschlag der Gäste gleich nach der Pause zum 1:0 traf, erzählte ergänzend über Kohfeldt: „Er möchte eine emotionale Mannschaft haben, das merkt man auch.“ Zu beobachten war dieses offenkundig neue Gefühl beim Vorjahresvierten zum Beispiel nach Spielschluss. Bevor er Maxence Lacroix zum Siegerjubel mit den 50 Gästefans sanft Richtung Wolfsburger Block schob, diskutierte Kohfeldt intensiv mit dem französischen Innenverteidiger. Mit ausladenden Gesten beschrieb Lacroix dem neuen Coach dabei die Situation, in der er für seinen Zupfer am Trikot des Leverkuseners Lucas Alario kurz zuvor glatt Rot gesehen hatte. Den fälligen Strafstoß verschoss der gefoulte Angreifer dann – unabhängig davon fand Kohfeldt seinen Auftakterfolg mit dem Team, das zuletzt in acht Pflichtspielen en bloc sieglos geblieben war, „verdient“.

„Er möchte eine emotionale Mannschaft“

Lukas Nmecha

Denn schon zwei Trainingseinheiten unter seiner Leitung und die Umstellung des Spielsystems reichten gegen eine erkennbar kriselnde Werkself zur vorübergehenden sportlichen Kehrtwende. Dazu kam das „Trainerglück“, das sich Kohfeldt selbst freimütig attestierte – weil seine Auswechslungen in der Halbzeit sofort funktionierten: Die frisch in die Partie gebrachten Dodi Lukebakio und Paulo Otavio waren an den zwei schnellen Toren nach Wiederbeginn beteiligt. Neben den positiven Worten über den neuen Trainer fand Arnold („Mark van Bommel war gerade mal vier Monate im Amt – das ist im Grunde keine Zeit und ein Stück weit auch krankhaft“) auch kritische Worte zur Entlassung von Kohfeldts Vorgänger. Von Marcel Schäfer gab es dafür zügig einen verbalen Konter, Wolfsburg Sportdirektor rüffelte den 27-Jährigen: „Das Geschäft ist generell sehr schnelllebig. Maximilian ist sehr gut beraten, sich auf seinen Job zu konzentrieren. Das hat er heute sehr gut gemacht.“

Allerdings waren Arnold und seine Teamkollegen nicht so gut, dass der VfL-Debütant in der Coaching Zone vollends zufrieden gewesen wäre. Denn auch wenn Kohfeldt betonte, auf dem Weg zum Stadion schon „sehr viel Wir“ gespürt zu haben: bei der Arbeit im Stadion gefiel ihm längst nicht alles. „Das Positionsspiel fand ich das ganze Spiel über nicht so gut. Da haben wir noch ein paar Dinge vor uns“, monierte er, aber: „Das ist etwas, was auf die Dauer mit Sicherheit kommt.“