Duschen
ist
etwas
für
Douchebags

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Wir haben während der Coronazeit weniger geduscht als zuvor. Das hat ein Marktforschungsunternehmen jetzt herausgefunden. Zu der Schlussfolgerung kam es aufgrund der geringeren Nachfrage nach Duschgel und Co. Ein Ergebnis, das ich auch aus Privatempirie bestätigen kann. Denn seit ich zu Hause schuftete, statt jeden Morgen ins Büro aufzubrechen, benutzte ich meine Dusche deutlich seltener. Sehr angenehm fand ich es, als ich vom Bett an den Schreibtisch jumpen konnte – ohne dazwischen auch nur mit einem Tropfen Wasser in Berührung zu kommen. Kein täglicher 10-Punkte-Plan, der mit dem Zähneputzen begann und in der nervtötenden Abziehaktion an der gläsernen Duschkabinentür seinen Höhepunkt fand, musste erfüllt werden. Stattdessen Kaffee, Kippe, Pullover über den Schlafanzug – und schon war ich gerüstet für den Zoom-Marathon.

Doch jetzt, wo wir alle wieder ins Büro kommen sollen, droht die 4G-Regel: genesen, geimpft, getestet und gewaschen! Aber wer bitte schön hat in Anbetracht der dystopischen Verhältnisse, die jenseits der eigenen Arbeits-, Wohn- und Schlafhöhle herrschen, noch Lust auf eine derart aufwendige Hygieneaktion wie das Duschen?

Bei mir geht es ja schon damit los, dass jedes Mal meine Duschhalterung runterfliegt, sobald ich den Wagemut besitze, die Höhe des Duschkopfs zu verstellen. Im Anschluss daran muss ich dann ewig herumprobieren, bis das Wasser weder kochend heiß noch eiskalt auf mich niederrieselt, sondern babybauchwarm, genauso, wie ich es an vermaledeiten Arbeitsmorgenden mag.

Niederrieseln ist auch schon wieder übertrieben. In meinem Fall wäre „niedertröpfeln“ wohl der passendere Ausdruck für das, was aufgrund von zu niedrigem Wasserdruck aus dem Berliner Altbauhahn kommt. Wenn sich dann auch noch meine Mitbewohnerin dazu entschließt, zeitgleich abzuwaschen und mir dadurch einen Wasserstrahl beschert, der einem Kneipp’schen Guss gleicht, schwöre ich mir jedes Mal, nie wieder in diese beknackte Nasszelle zu steigen.

Deshalb halte ich mich – 4G hin oder her – an Die Doofen und ihren Song „Mief!“. Lieber Arbeitgeber: „Nimm mich jetzt/ Auch wenn ich stinke/ Denn sonst sag ich Winke-winke/ Und Goodbye.“ Anna Fastabend