überarbeitet
: Planungssicherheit für Antifas

Antifaschismus ist ja kein bezahlter Full-Time-Job

Es gab mal eine Zeit, da bedeutete antifaschistische Aktion selbst bei den Aktivsten unter den Aktivistis eine zwar wichtige, mitunter stressige und auch gefährliche Beschäftigung – aber zumindest eine für den Feierabend und das Wochenende. Mit der AfD ist das anders geworden: Nun gibt es eine rechtsextreme Partei im Bundestag, die durch die entsprechend fette Parteienfinanzierung ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm durchziehen kann. Ständig treten deren Het­ze­r:in­nen irgendwo auf, um die eigenen Leute bei Laune zu halten zu oder um öffentlichkeitswirksam mit der nächsten schrillen Entgleisung den Diskurs weiter nach rechts zu schieben.

Leidtragende sind angesichts dieser Vielzahl von Veranstaltungen in ganz außergewöhnlichem Maß die An­ti­fa­schis­t:in­nen im schleswig-holsteinischen Henstedt-Ulzburg. Denn dort hat sich die AfD geradezu eingenistet im örtlichen Bürgerhaus. Ständig treffen sie und ihresgleichen sich in dieser Stätte: mal für einen Landesparteitag, mal für eine Wahlkampfkundgebung. Dabei werden durchaus auch mal Autos zur Waffe gemacht und An­ti­fa­schis­t:in­nen niedergebrettert.

Das ist letztlich ein bitteres Freizeitrisiko von Antifaschist:innen, damit muss man rechnen. Aber an anderer Stelle müssen die Aktivistis ja auch rechnen: beim Zeitaufwand für Protest und Aktion angesichts all der AfD-Veranstaltungen im Bürgerhaus nämlich. Es ist ja kein bezahlter Full-Time-Job. Absolut nachvollziehbar, dass sie nun fordern: Gebt uns endlich Planungssicherheit! Kostet ja schließlich alles Zeit: Erst einmal mühselig herausfinden zu müssen, wann die AfD die nächste Veranstaltung durchführen will; für den Aufruf zum Protest geht der nächste Feierabend drauf; und dann zieht sich der Protest vor dem von der Polizei abgesicherten Bürgerhaus ja auch noch über etliche Stunden. Das ist anstrengend und kann auf Dauer kaum Spaß machen, so wichtig es auch ist.

Ob also die Kommune wenigstens so freundlich sein könne, den Belegungsplan des Bürgerhauses in regelmäßigen Abständen zu veröffentlichen, bitten die dortigen Antifas nun. Um ihnen bei der mühseligen Arbeit unter die Arme zu greifen. Und tatsächlich täte die Kommune damit ja nur etwas, wogegen wirklich niemand etwas sagen kann: Sie wäre für alle transparenter. André Zuschlag