Fridays-for-Future-Aktivistin Reemtsma: „Die Staaten müssen liefern“

Fridays for Future ruft für den 22. Oktober erneut zum globalen Protest auf. Vor der Klimakonferenz in Glasgow soll Druck gemacht werden.

Aktivistinnen halten Schilder in die Höhe, hinter ihnen sind Masken mit den Gesichtern von FDP-Chef Lindner und SPD-Kanzlerkandidat Scholz

Kli­ma­ak­ti­vis­t:in­nen begleiten die Gespräche von SPD, Grünen und FDP in Berlin Foto: dpa

taz: Frau Reemtsma, warum streikt Fridays for Future so kurz nach dem letzten globalen Streik am 24. September in diesem Monat schon wieder?

Carla Reemtsma: Es sind nur noch zwei Wochen bis zur Klimakonferenz in Glasgow. Die Zeit drängt, die Klimakrise eskaliert weiter und die Politik macht weiterhin so gut wie nichts, um die Krise einzudämmen.

Die Ausgangslage war vor dem letzten Streik fast die gleiche. Was bringt es, jetzt so schnell wieder einen Protesttag auszurufen?

Das hat auch mit Terminfindung zu tun. Es ist wieder ein globaler Streik, und nicht alle 80 Länder, die teilnehmen wollen, können an dem gleichen Termin, es gibt immer religiöse Feiertage oder Ferien. In Deutschland passt der Termin wegen der Koalititonsverhandlungen gut und findet dementsprechend zentral in Berlin statt.

Hat das Ergebnis der Bundestagswahl nicht gezeigt, dass die meisten Leute keinen ernsthaften Klimaschutz wollen?

Wie sehr die Menschen die Dringlichkeit der Klimakrise erkennen, lässt sich nicht am Wahlergebnis festmachen. Klima war das dominierende Thema, auch in den ersten Interviews nach der Wahl. Olaf Scholz hat sich als Klimakanzler ausgegeben, selbst CDU und FDP haben versucht, sich nach außen als Klimaretter darzustellen. Nach innen war es bei allen mehr oder weniger heiße Luft. In allen Bundesländern, wo die Parteien Regierungsverantwortung haben, treiben sie den Klimawandel weiter an. Der unehrliche Wahlkampf ist ein Problem. Aber wenn man guckt, was die wichtigen Themen für die nächste Legislatur sind, rangiert Klimaschutz ganz oben.

Carla Reemtsma

23, ist Bundessprecherin von Fridays for Future.

Was bedeutet die voraussichtliche Regierungskoalition aus SPD, Grünen und FDP aus Ihrer Sicht für das Klima?

Bislang noch gar nichts, es sind ja noch wenige Inhalte aus den Verhandlungen durchgedrungen. Aber wenn SPD, Grüne und FDP es ernst meinen mit dem Klimaschutz, dürfen sie kein Potpourrie aus ihren Wahlprogrammen zusammenstellen – stattdessen brauchen wir einen radikalen Kurswechsel. Der Koalitionsvertrag muss viel ambitionierter werden, als die Wahlprogramme es waren. Ob das gelingt, wird sich erst in den nächsten Wochen zeigen, aber wenn wir keinen Druck machen, wird es sicher nichts.

Was erwarten Sie von der COP in Glasgow? Greta Thunberg hat ja schon gesagt, dass sie hauptsächlich leere Phrasen und „Blabla“ erwartet.

Erfahrungsgemäß sind die großen politischen Verhandlungen geprägt von leeren Worten und Blabla, ähnlich wie Wahlkämpfe. Am Ende sind dann die wirkungsvollen Maßnahmen angeblich alle zu teuer und nicht umsetzbar. Dabei müssen die Industriestaaten in Glasgow wirklich liefern. Sie tragen die Verantwortung für die allermeisten Emissionen, müssen das finanziell ausgleichen und ihre Politik umstellen. Wir müssen das einfordern.

Auch wenn am Ende doch wieder nur Lippenbekenntnisse stehen?

Die COP findet nun mal statt, und es wäre nicht zielführend, sie zu ignorieren. Für Menschen aus Regionen, in denen schon seit Jahrzehnten Lebensgrundlagen durch die Klimakatastrophe vernichtet werden, ist es wichtig, vor Ort zu sein und ihre Geschichten präsent zu machen – in einem Setting, dem sich Verantwortliche nicht entziehen können. Dafür müssen wir Aufmerksamkeit generieren und den Raum schaffen.

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