wortwechsel
: Der Verstand agiert parteiunabhängig

Wirtschaftsredakteurin Ulrike Herrmann lässt ihre Mitgliedschaft bei den Grünen ruhen, da viele glauben, dass die ihre Berichterstattung beeinflusst. taz-Leser*innen glauben das nicht

Wie viel Grün steckt hier drin? Foto: Michael Danner

„Diese Debatten ermüden. Also habe ich bei den Grünen beantragt, dass meine Mitgliedschaft ruht. Damit ich endlich wieder ungestört die Arbeit machen kann, die ich schon seit zwanzig Jahren mache.“

„Neutralität gibt es nicht“,

taz vom 15. 10. 21

Unfug

Liebe Frau Herrmann, es ist beschämend, dass Sie sich für Ihre politischen Überzeugungen rechtfertigen müssen. Haben andere, die „neutral“ sind, keine Überzeugungen? Was für ein Unfug! Ich wünsche Ihnen die Solidarität und den Anstand Ihrer Standeskolleginnen und -kollegen, die nicht bei den Grünen und auch nicht Ihrer Meinung sind. Und ­natürlich die Ihrer Leserinnen und Leser.

Matthias Wonde, Aldingen

Vermeintlich neutral

Danke, liebe Ulrike Hermann! Endlich mal eine, die es auf den Punkt bringt mit der vermeintlichen Neutralität! Die gibt es nicht! Weder im Journalismus noch beim Klima! Denn so wenig, wie ein scharfsinniger, Hintergründe ausleuchtender Journalismus neutral ist, kann eine Krise werden, was schon längst eine Katastrophe ist. Neutralität gibt es weder beim Klima auf diesem Planeten noch bei Menschen, die ihn bevölkern. Die Schweiz natürlich ausgenommen, versteht sich.

Hildegard Meier, Köln

Schade!

Liebe Frau Herrmann,

es ist wahrscheinlich unabdingbar, dass jemand, der so im Rampenlicht steht wie Sie, für alles, was sie tut und schreibt, kritisiert wird. Der einzige Schutz dagegen ist, es nicht wahrzunehmen bzw. sich in seiner Tätigkeit und Denkweise nicht irritieren zu lassen. Ich bin zwar kein Mitglied, aber auch Grünen-Wähler, obwohl ich mich gerade hier in Hessen schon sehr geärgert habe über diese Partei. Aber man muss, wenn man sich nicht frustriert abwenden will, unter dem Strich die Partei wählen, die zumindest theoretisch die Punkte vertritt, die einem wichtig sind, wie Sie es auch formuliert haben. Insofern finde ich es schade, dass Sie Ihre MItgliedschaft beenden und sich somit von dämlichen Kommentaren unter Druck setzen lassen.

Jochem Pfriem, Bad Homburg

Sachlichkeit

Journalistische Recherche und Analyse ist in der genuin verstandenen, unkorrumpierten Berufsauffassung doch keine subtile Form von Parteienlobbyismus und Wahlpropaganda, indem Fakten und Aussagen parteipolitisch instrumentalisierend nach dem Gusto der Partei von ihr zurechtgebogen werden. Sollte es sich also nicht eigentlich umgedreht zu dem Ulrike Herrmann aufgrund ihrer Mitgliedschaft bei den Grünen zuteil gewordenen Verdacht der in ihren Texten und mündlichen Äußerungen möglicherweise vorhandenen Parteiperspektive verhalten? Durch allgemein zugängliche Informationen und ggf. auch solchen aus dem eigenen Ressort und den obzwar naturgemäß nie objektiven, zumindest aber der Wahrhaftigkeit verpflichteten Schlussfolgerungen ergibt sich für die Jour­na­lis­t:in ein – nie endgültiger – Standort, den sie bei einer bestimmten Partei am besten aufgehoben meint und diese mit Mitgliedsbeiträgen unterstützt, ohne dass sie ihren parteiunabhängig agierenden Verstand von ihrer Partei gleich mit abbuchen lässt. Weiter so, Ulrike!

Wolfram Hasch, Berlin

Nicht beachten!

Die Wortmeldungen, von denen Frau Herrmann berichtet, dürften anonym erfolgt sein. Solche Äußerungen sollte man eigentlich nicht beachten. Es ist feige, sich hinter Pseudonymen zu verstecken. Frau Herrmann ist eine ganz hervorragende Journalistin. Ihr Artikel zeigt ihre Betroffenheit, vor allem aber auch ihre Größe.

Heinz H. Menge, Bochum

Reflexion ist wichtig

Liebe Ulrike Herrmann, danke für diesen Beitrag. Ich lese sehr gerne Ihre Artikel, höre auch gerne Ihre Beiträge in Talk-Sendungen, helfen die mir doch oft, ökonomische Zusammenhänge zu verstehen. Ich wäre übrigens nicht auf die Idee gekommen, dass Sie Mitglied bei den Grünen sind! Die Suche nach „der Wahrheit“ verlangt keine Neutralität, sondern vielmehr die Fähigkeit, eigene Befangenheiten zu reflektieren und trotz derer Aufklärung und Verstehen zu suchen und wieder zu hinterfragen. Bei Ihren Artikeln hatte ich immer den Eindruck, auch Ihnen geht es ums Verstehen, nicht ums Urteilen, und darum, dass Ihre Leser nachdenken.

Schreiben Sie weiter so.

Bernhard Münk, Freiburg

Kein einziger Grund

Ich finde es sehr schade, dass Sie ganz am Ende zu dem Schluss kommen (müssen), Ihre Parteimitgliedschaft „ruhen“ zu lassen. Das haben Sie nicht nötig! Abgesehen davon, dass das auch nur ein fauler Kompromiss ist, es gibt doch keinen einzigen Grund, denen, die Ihnen warum auch immer am Handwerkszeug flicken möchten, nachzugeben, das haben Sie doch ausführlich geschildert. Ich lasse doch auch nicht meine Gewerkschaftsmitgliedschaft ruhen, nur weil sich mein Arbeitgeber vor ihr fürchtet.

Werner, Bayern

Glaubwürdig und kompetent

Ich möchte nur Frau Herrmann unterstützen in ihrer grünen Mitgliedschaft! Gerade Journalistinnen haben natürlich eine Meinung, die auch durch eine Parteimitgliedschaft nicht geknebelt werden sollte. Gerade Ulrike H. ist mir seit Jahren als sehr glaubwürdige, kompetente und auch sympathische taz-Autorin vertraut!

Klaus Hohle, Berlin