ZDF-Serie „Erzgebirgskrimi“: Ein Krimi mit Bildungspotenzial
Die Probleme der Welt, verdichtet im Erzgebirge: Der Richter wird getötet, die Bienen sterben, Erntehlfer*innen werden ausgebeutet.
Zwei Schüsse knallen im düsteren Wald des Erzgebirges in Sachsen. Dann ist der jagende Richter auch schon tot, keine fünf Minuten, nachdem die Folge begonnen hat.
Mindestens so schnell wie der Krimi in die Mordgeschichte einsteigt, erweitert er sie um gesellschaftliche Probleme: Bienensterben, ausgebeutete Erntehelfer*innen und große Landwirtschaftsbetriebe, die kleine Biohöfe wegkaufen. Hinzu kommt eben ein Richter, der gern jagt, es mit Gesetzen nicht so genau nimmt und keine höheren Instanzen kennt – das Mordopfer.
Mit seinen parteiischen Urteilen hatte sich der Tote bei vielen Leuten unbeliebt gemacht – zuletzt beim örtlichen Imker, der erst am Vortag einen Fall bei ihm verloren hatte, ausgerechnet gegen den einzigen Freund des Richters, den größten Landwirt der Gegend. Der tritt wie ein Landvogt auf, beeinflusst die Politik und behandelt die Erntehelfer*innen aus Polen wie Leibeigene. Für die KommisarInnen Robert Winkler (Kai Scheve) und Karina Szabo (Lara Mandoki) ein erster Ansatzpunkt.
Künstlich in den Krimi gezwängt
Winkler und Szabo tendieren zum Klischee: Er ist ein älterer Polizist mit trauriger Vergangenheit, sie die unerfahrenere Kollegin. Sie blickt zu ihm auf, zieht oft falsche Schlüsse und hat nur manchmal den richtigen Riecher. Gegen fast jedes Klischee tritt hingegen Försterin Saskia Bergelt (Teresa Weißbach) auf. Zusammen mit ihrem Hund Wolke unterstützt sie tatkräftig die Polizei im Wald und trägt durch ihr Wissen über die lokalen Legenden zur Klärung des Falls bei.
Denn kurz nach dem Tod des Richters vermutet die (fiktionale) Lokalpresse, der Mörder könne sich am legendären Karl Stülpner orientieren. Für die KommissarInnen und das Publikum von außerhalb erklärt das Försterin Bergelt bündig: „Unser Robin Hood.“ Ende des 18. Jahrhunderts hatte sich Stülpner als lokaler „Kämpfer gegen Ungerechtigkeit und Unterdrückung“ einen Namen gemacht. So kommt die ZDF-Serie ihrem Bildungsauftrag nach.
Leider wirkt die Geschichte mit Stülpner künstlich in den Krimi gezwängt. Hinzu kommen ein paar logische Fehler, so wenn in einer verlassenen und verriegelten Holzhütte mitten im Wald mehrere Kerzen brennen.
Merkwürdig ist auch der Dialekt, über den die reale Regionalzeitung Freie Presse schreibt, dass ihn die Einheimischen belächelten. Beeindruckend hingegen das Erzgebirge selbst: Seine dunklen Wälder heben die sonst eher laue Spannung auf ein erträgliches Niveau.