Neue Krimireihe im ZDF: Smoothies und Bockwürste
Jena ist Schauplatz einer neuen Krimiserie. Die Forensikerin Theresa Wolff muss sich darin mit einem Kommissar der alten Schule arrangieren.
Ist das übliche mystisch-dramatische Klaviergeklimper zu Beginn dieser neuen, in Jena beheimateten Krimiserie erst mal verklungen, finden zwei Taucher in einem Stausee das Wrack eines Autos und darin eine weibliche, gut angezogene Leiche. Dies wird der erste Fall der jungen, gerade aus Berlin zurückgekehrten Rechtsmedizinerin Theresa Wolff (Nina Gummich) sein.
Ihr erstes Aufeinandertreffen mit dem deutlich älteren Hauptkommissar Robert Brückner (Thorsten Merten) verläuft eher wenig harmonisch, ihre freundlichen Hinweise, wie er seine Pollenallergie in den Griff bekommen könnte, bügelt er bärbeißig ab; dass sie den Tatort als Ganzes betrachtet, das Autowrack komplett in Augenschein nimmt und die Kleidung der totgeschlagenen Frau sehr genau analysiert und bei Zeugenbefragungen dabei sein will, befremdet ihn.
Heikel wird es, als sich herausstellt, das Steffen Köhler (Florian Bartholomäi), der Ehemann der Toten, Theresas große Jugendliebe war. Brückner befürchtet, dass dies die Objektivität bei den Ermittlungen beeinflussen könnte; womit er nicht ganz unrecht hat, da Wolff auch zu eher unkonventionellen und nicht immer legalen Alleingängen neigt.
Harter Stoff
Behutsam nimmt der Film Fahrt auf und kommt zu seinem eigentlichen Kernthema, nämlich häuslicher Gewalt auf ganz unterschiedlichen Ebenen – sei es die Tochter, die mit der Pflege ihrer alten und dementen Mutter überfordert ist und die Beherrschung verliert, oder die nach außen hin glückliche Paarbeziehung, die im Kern aus Gewalt und Kontrolle besteht – und der Frage, wie schwer es ist, sich aus solchen Dynamiken zu lösen.
Über diesem harten Stoff nähern sich Wolff und Brückner an; mit einem freundlichen Augenzwinkern sind diese Situationen erzählt, beispielsweise als Brückner am Imbiss zwei Bockwürste kauft, Wolff ihm bescheidet, dass sie kein Fleisch isst, und Brückner dies mit einem lakonischen „Es macht so einen Spaß mit Ihnen zu ermitteln!“ kommentiert.
„Home Sweet Home“ ist ein stimmig und ohne überzeichnete Figuren erzählter Krimi, der sich, auch wegen der treffenden Momentaufnahmen von Jena, zu sehen lohnt. Es fällt angenehm auf, dass den Menschen ihr Dialekt zugestanden wird – und dies nicht auf eine übertriebene, vorführende Art. Es wird spannend zu sehen sein, wie die sehr an ihrem grünen Smoothie hängende Rechtsmedizinerin und der Hauptkommissar der alten Schule zu einem richtigen Team zusammenwachsen werden.
Leser*innenkommentare
hinnerk untiedt
Nina Gummich steht unverändert zu der umstrittenen aktion "allesdichtmachen". Springers blöd-zeitung feierte die teilnehmer als mutige helden. Gummich selbst bekennt sich in ihrem video - selbstverständlich nur in 'ironisch-satirischer' form - zum karrierefördernden verzicht auf eine eigene meinung.
Die Süddeutsche Zeitung schrieb von "seltsame(n) beziehungen ins querdenker-milieu". Selbst die taz findet es " schade, dass die energie nicht in etwas weniger destruktives geflossen ist. Zum beispiel in die gute alte konstruktive kritik."
Der schauspielerin Gummich scheint ihr seltsames statement genauso wenig geschadet zu haben wie ihrem kollegen Liefers. Was aus Volker Bruch wird, der zu einer zumindest rechtsoffenen kleinstpartei abgedriftet ist, bleibt abzuwarten.
Ringelnatz1
.... auch wegen der treffenden Momentaufnahmen von Jena, zu sehen lohnt. Es fällt angenehm auf, dass den Menschen ihr Dialekt zugestanden wird – und dies nicht auf eine übertriebene, vorführende Art...
Jawohl! Film is auch ok.
Ja, lubelju Drift!
Jena Stadt 2020 (Thüringen)
www.youtube.com/watch?v=yYaqv_lW4wI
Engel (Rammstein/Maybebop) - Psycho-Chor der Uni Jena
www.youtube.com/watch?v=wr2pOCVZDTI