Gestatten:
Wladimir Wladimirowitsch
Putin

Foto: Fo­to:­ And­re Wunstorf

Putin ist kein Allesbrenner. Putin konsumiert am liebsten Braunkohle-Briketts aus der heimischen Lausitz. Putin ist groß eckig und elfenbein­farben – aber weil er in Berlin-Neukölln steht, würde man vielleicht eher sagen: nikotinzahnfarben. In der Mitte hat Putin ein mit einem Metalltürchen bewehrtes Fach, in dem man Bratäpfel rösten könnte, wenn er in Betrieb wäre.

Allerdings haben wir den Ofen bislang noch nie benutzt, und sowohl seinen Namen als auch seine Existenz verdankt er rein geostrategischen Erwägungen: Was, wenn der richtige Putin aus Moskau uns das Gas abdrehen würde? Die alte Junkers-Therme in der Küche vom Nachschub abgeschnitten wäre und wir in der Kälte hocken müssten?

Allein aus diesem Grund hatten wir den Ofen behalten und nicht zum Abriss freigegeben wie seinen Zwilling im Balkonzimmer. Mann kann ja nie wissen – auch wenn Elfenbein-Putins Existenz bei jeder privaten Wohnungsführung zu einem kleinen Scherz verbrämt wurde. Aber jetzt, wo die Gaspreise im kommenden Winter vermutlich ins Astronomische steigen werden – wer oder was auch immer dafür verantwortlich ist –, könnten wir als lachende Dritte durch den Winter kommen, während die anderen sich aus Kostengründen in Shetland-Pullis um ihre Ikea-Kerzen scharen müssen. Dank Putin und Rekord-Briketts aus dem Bauhaus (10 Kilo für 2,59 Euro). Und mit Bratäpfeln.

Aber ehrlich gesagt hätte ich mir die Energiewende ganz anders vorgestellt. Martin Reichert