Kriminalität in der Ukraine: Schüsse auf Selenski-Berater

Ein enger Freund des ukrainischen Präsidenten bleibt bei einem Anschlag unverletzt. Ein politisches Motiv für die Tat gilt als wahrscheinlich.

Selenski und Schefir, Selenski winkt

Volodomyr Selenski mit seinem Weggefährten Sergei Schefir am Tag der Amtseinführung in Kiew Foto: Presidential Press Service/epa

BERLIN taz | Einer der engsten Mitarbeiter, Freunde und Weggefährten des ukrainischen Präsidenten Wolodimir Selenski ist am Mittwoch Ziel eines Anschlages geworden. Am Morgen sei das Auto von Sergei Schefir unweit des Dorfes Lesniki im Gebiet Kiew 18 Mal mit Schnellfeuerwaffen beschossen worden, meldete die ukrainische Polizei. Der Fahrer von Schefir, der von drei Schüssen getroffen worden war, musste notoperiert werden. Derzeit befindet er sich außer Lebensgefahr. Schefir selbst blieb unverletzt.

In einer ersten Reaktion verurteilte Präsident Selenski von New York aus, wo er auf der Generalversammlung der UNO auftreten wird, die „Schüsse aus dem Wald auf meinen Freund“. Er wisse noch nicht, wer hinter dem Anschlag stehe. Aber die Antwort werde gewaltig sein, zitiert die Ukrajinska Prawda den Präsidenten.

Schefirs Werdegang macht klar, warum ihn so viel mit Präsident Selenski verbindet. Auch er stammt aus der ostukrainischen Metropole Krywyj Rih. Er war Mitbegründer, Drehbuchautor und Produzent von Selenskis Spaßtruppe „Quartal 95“. Aus seiner Feder stammen die Drehbücher Dutzender von Filmen, die erfolgreich in der Ukraine verkauft wurden.

Schefir meidet die Öffentlichkeit. Er ist weder in sozialen Netzen aktiv noch sucht er den Kontakt zu den Medien. Freunde wie Feinde schätzen ihn als professionellen Unterhändler. Und er ist es auch, der für die Präsidialadministration den Kontakt zu den Oligarchen hält.

Feindlich eingestellt

Während Selenski sich bisher nicht zu Hintergründen und möglichen Auftraggebern äußert, halten sich ukrainische PolitikerInnen und Medien weniger zurück. Angesichts der von Selenski geplanten Reformen gebe es auch viele Kräfte, die dem Präsidenten gegenüber feindlich eingestellt seien, sagte David Arachamia, Fraktionschef der Partei „Diener des Volkes“. Als Auftraggeber kämen kriminelle Kreise genauso infrage wie Oligarchen oder prorussische Politiker.

Das Portal vesti.ua schließt einen Zusammenhang zwischen verschiedenen Konflikten und dem Anschlag nicht aus. So hätten sich Streitigkeiten zwischen Schefir und dem Leiter der Präsidialadministration, Andrei Ermak, verschärft. Auch die AgroGasTrading, die das „Odessaer Hafenwerk“ mit Gas beliefere, sei für Schefir wichtig. Er habe möglicherweise Anteile an dieser Firma, zitiert vestia.ua den Politologen Andrei Solotarjew.

Möglich sei auch, dass gewisse Finanzkreise Druck auf Selenski machen wollten. Einige gegen Oligarchen gerichtete Gesetzentwürfe stünden demnächst zur Abstimmung.

Unterdessen wurde ein weiterer Anschlag in der Ukraine bekannt. Ebenfalls am Mittwoch Vormittag hatten zwei Unbekannte ein Café in der Stadt Tscherkassy betreten und auf den Besucher Michail Koslow, einen bekannten Unternehmer, geschossen. Wenige Stunden später ist Koslow im Krankenhaus seinen Verletzungen erlegen.

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