Welcome back, immer noch Krise

Bald ist Buchmesse, und eine neue Debatte über die Trennung von Autor und Werk könnte bevorstehen

In zweieinhalb Wochen öffnet die 73. Frankfurter Buchmesse wieder ihre Tore. Ihr Motto: „Re:connect – Welcome back to Frankfurt“. Nach der Quasiabsage im letzten Jahr gibt es nun einen Versuch, sie wieder mit Aus­stel­le­r:in­nen und Publikum vor Ort stattfinden zu lassen. Die Hoffnung der verlustgeplagten Buchmesse ist groß, alles gut über die Bühne zu bringen. Natürlich nicht in Prä-Corona-Form, sondern in deutlich kleinerer Version.,,Es wird eine internationale Buchmesse geben, wir haben Anmeldungen aus über 70 Ländern, und es sind über 1.500 Aussteller angemeldet“, sagte Jürgen Boos, Direktor der Frankfurter Buchmesse, vor wenigen Tagen dem SWR. Die Buchmesse werde eine starke hybride Komponente haben und:,,Das wird auch nie mehr weggehen.“ Doch die Zahlen, die Boos nennt, sind alles andere als gut und die Frankfurter Buchmesse steckt nach Millionenverlusten ohnehin in ihrer tiefsten Krise. Zum Vergleich: 2018 konnte die Frankfurter Buchmesse 7.503 Aussteller aus 109 Ländern begrüßen, und 2019 waren es 7.450 Aussteller aus 104 Ländern. Auch die üblichen Besucherzahlen zwischen ca. 275.000 und 302.000 wird man freilich nicht mehr erreichen. 25.000 Be­su­che­r*in­nen werden heuer pro Messetag zugelassen sein, der Zugang erfolgt mit personalisiertem Ticket (3G-Regelung).

Besonders interessiert schaut Oliver Zille, Direktor der Leipziger Buchmesse, nach Frankfurt. Auch die Leipziger Buchmesse hat wegen Corona mit Verlusten zu kämpfen und wird im Mai 2022 wohl unter Pandemiebedingungen stattfinden. Dem Börsenblatt des Deutschen Buchhandels sagte Zille vergangene Woche: „Dass ein Strukturförderinstrument wie die Messe in Super-Krisenzeiten gestützt werden muss, war allen bewusst. Dennoch lastet jetzt ein ganz erheblicher Kosten- und Einspardruck auf uns.“ Dank der Förderung durch das Programm Neustart Kultur (BKM) werde man aber in der Lage sein, die Standbeteiligungen deutlich zu rabattieren, und hoffe auf großen Zuspruch der Aussteller:innen.

In den Verlagen kämpft man seit Wochen mit einem ganz anderen neuen Problem: Von Papierknappheit und erhöhten -preisen von bis zu 20 Prozent ist die Rede. War die Nachfrage nach Papier in der Coronapandemie 2020 zunächst gesunken, hatten die Papierhersteller anschließend große Probleme, ihre Kapazitäten wieder hochzufahren. Aufgrund des stark gestiegenen Onlinehandels wird vermehrt Verpackungspapier benötigt, und die in China und den USA stark angestiegene Nachfrage nach Rohstoffen und Transportcontainern sowie die gleichzeitige Verknappung von Seefrachtkapazitäten haben zusätzlich die Preise steigen lassen. Und das wird wohl auch noch eine ganze Weile so bleiben.

Mal sehen, welcher Verlag am Donnerstag die Druckermaschinen anwerfen muss. Dann gibt es einen neuen Literaturnobelpreisträger. Das große Wetten hat längst begonnen, Fernsehliteraturkritiker Denis Scheck träumt von Martin Walser. Mit ihm stünde uns wieder eine Diskussion über die Trennung von Autor und Werk bevor. Man möchte sie sich ganz unbedingt ersparen. Wird schon. Tania Martini