medienticker
:

Offener Brief für Journalistin El-Hassan

In einem offenen Brief an den WDR haben sich am Montag fast 400 Kultur- und Medienschaffende solidarisch mit Nemi El-Hassan erklärt. Diese war wegen ihrer Teilnahme an einer Al-Quds-Demo vor einigen Jahren in die Kritik geraten. El-Hassan habe „um Entschuldigung gebeten und glaubhaft ihren Wandel dargelegt“, heißt es in dem Brief. Sie setze sich seit Jahren gegen Antisemitismus und Rassismus ein. „Dennoch erleben wir jetzt eine Debatte, die jegliches Maß und Mitte verloren hat.“ Unter den Un­ter­zeich­ne­r*in­nen sind Publizistin Carolin Emcke, Autor Max Czollek, die Migrationsforscherin Naika Foroutan, Schriftstellerin Deborah Feldman und viele andere Personen aus Kultur, Journalismus und Wissenschaft. Auch einige für die taz tätige Au­to­r*in­nen sind darunter. Sie bitten den WDR, „die Zusammenarbeit mit Nemi El-Hassan wie ursprünglich geplant wieder aufzunehmen“. Alles andere sei ein fatales Signal. Der Brief wird auch kritisiert. Welt-Journalist Lennart Pfahler twittert, Menschen bekämen einen Blankoscheck ausgestellt, weil sie vermeintlich „auf der richtigen Seite“ stünden. Einige der Unterzeichnenden wollten „den Raum des Sagbaren erweitern“. (taz, pwe)

Medien transportieren Angst vor Mi­gran­t:in­nen

Eine auch von den Medien generierte Angst spielt einer neuen Studie zufolge eine große Rolle in der EU-Migrationspolitik. Den Eindruck „eines ‚belagerten und bedrohten‘ Europas“ vermittelten die meisten großen Zeitungen in der EU durch den Abdruck von Migrationsrouten, heißt es in dem Papier über „EU-Grenzregime“, das die Europaabgeordnete Özlem Demirel (Linke) am Montag online vorstellte. Es entstünden Karten, „auf denen sich zahlreiche Pfeile auf Nationalstaaten hinbewegen“. Zugleich würden die Schicksale der Menschen und Migrationsbewegungen aus Europa übergangen. Das schaffe „den Eindruck, als würde sich eine äußere Bedrohung auf die europäischen Nationalstaaten zubewegen“, schreibt Autorin Jacqueline Andres. Der Fokus der Studie liegt auf der Sicherheits- und Rüstungsindustrie, die von der EU-Asylpolitik profitiere. Mi­gran­t:in­nen bildeten dabei oft „ein Testfeld“ für neue Technologien, sagte Andres bei einem Pressegespräch. Biometrische Anwendungen etwa seien immer wieder in Flüchtlings­lagern getestet worden, da dort geringerer Datenschutz herrsche. Bei Drohnen biete oftmals die Migrationskontrolle über dem Meer einen „leichten Einstieg“. (epd)