Amoklauf in Russland: Tödliche Schüsse an der Hochschule

In Perm erschießt ein Student sechs Menschen. Seine Tat soll er angekündigt haben. Wieder werden Rufe nach schärferen Sicherheitsmaßnahmen laut.

Ein Krankenwagen und drei Passantinnen

Strassenszene nahe der Universität in perm am Montag Foto: Alexei Smirnov/SNA/imago

MOSKAU taz | Die Vorlesungen an der Staatlichen Forschungsuniversität in Perm, etwa 1.200 Kilometer nordöstlich von Russlands Hauptstadt Moskau gelegen, hatten erst begonnen, da setzte die Uni-Verwaltung eine Nachricht in den sozialen Medien ab: „Wenn Sie sich in der Universität befinden, versuchen Sie bitte, die Türen abzusperren und dahinter zu bleiben. Wenn Sie auf dem Campus sind, verlassen Sie nach Möglichkeit das Gelände. Wenn Sie unterwegs zur Uni sind – KEHREN SIE UM!“

Zu der Zeit hatte der 18-jährige Timur B., schwarze Kampfmontur, schwarze Maske – so zeigen ihn Aufnahmen von Kameras der Universität –, den Wachposten der Forschungseinrichtung niedergeschossen. Er hatte das Gebäude betreten und mit einem Jagdgewehr, für das er erst kürzlich den Waffenschein bekommen haben soll, ein Blutbad angerichtet.

Mindestens sechs Menschen sind beim Amoklauf getötet worden, mehr als 20 wurden nach Angaben des russischen Gesundheitsministeriums verletzt. Der Schütze ist bei der Festnahme schwer verwundet worden und befindet sich laut Ermittlungsbehörden in einem Krankenhaus. Zunächst hatte es geheißen, Timur B. sei tot.

In dem sozialen Netzwerk Telegram hatten Au­gen­zeu­g*­in­nen Videos gepostet, auf denen zu sehen ist, wie junge Frauen und Männer aus den Fenstern der Universität springen. Sirenen von Krankenwagen sind zu hören. Timur B. soll russischen Medienangaben zufolge Jurastudent sein. Ob er auch an der Uni, die er stürmte, studierte, ist nicht klar.

In schwarzer Montur mit Gewehr

Seine Tat soll er in den sozialen Medien angekündigt haben. „Es ist kein Terrorangriff“, soll er geschrieben haben. Und: „Die Uni ist nicht der schlechteste Ort zum Sterben. Ich hasse die Menschen.“ Auf dem Bild dazu posiert er in schwarzer Montur mit Gewehr und mit ausgestrecktem Mittelfinger.

Für seine Schießerei habe er sich auch andere Orte überlegt: seine ehemalige Schule, ein Shoppingcenter, Theater, Bahnhof, ein Krankenhaus. Seine Mit­stu­den­t*in­nen beschrieben den 18-Jährigen als ruhig und verschlossen. Die Menschen im Land reagierten entsetzt. Erst im Mai hatte ein 19-Jähriger in einer Schule in Kasan in Tatarstan, knapp 700 Kilometer südwestlich von Perm, neun Menschen getötet.

Russlands Schulen und Universitäten sind geschlossene Systeme voller Zäune und Drehsperren. Ohne Zugangsschein dürfen Gelände und Gebäude nicht betreten werden. Nach dem Amoklauf von Perm diskutieren viele über noch mehr Sicherheitspersonal und Absperrungen vor den Einrichtungen.

Auch das Waffenrecht müsse verschärft werden. Zudem wurde bereits angeregt, die Jugend in Ideologiefragen zu schulen. Nach der Tat von Kasan hatte die Kinderbeauftragte der Teilrepublik Tatarstan gefordert, Kinder nach Schulschluss in staatlich organisierten Vereinsgruppen zu beschäftigen. „Wie zu Zeiten der Sowjetunion.“

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.