Nobelpreis für Klimaforscher: Klaus Hasselmann gewinnt

Der Hamburger Meteorologe Klaus Hasselmann musste 89 Jahre alt werden, bis er mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet wurde.

Portrait von Klaus Hasselmann

Gilt als „Erfinder“ des menschengemachten Klimawandels: der Physik-Nobelpreisträger Klaus Hasselmann Foto: Fabian Bimmer/reuters

BERLIN taz | Wahrscheinlich wäre es für alle – also wirklich für alle – besser gewesen, wenn dieser Mann diesen Preis schon einige Jahrzehnte früher erhalten hätte. So musste der Meteorologe Klaus Hasselmann 89 Jahre alt werden, bevor er an diesem Dienstag mit dem Physik-Nobelpreis ausgezeichnet wurde. Hasselmann gilt als „Erfinder“ des menschengemachten Klimawandels. Er hat eine Methode entwickelt, mit der der Effekt menschengemachter Treibhausgase auf die globale Durchschnittstemperatur nachgewiesen werden konnte. Sein Modell wies nach, dass die globale Erderwärmung nicht mit natürlichen Ursachen zu erklären ist.

Wegen Hasselmann stellte der zweite große Bericht des UNO-Weltklimarats IPCC 1995 erstmals fest, der Einfluss des Menschen auf die Erderwärmung sei erkennbar. Damit war die Handschrift der Schöpfung im Klima eingraviert. Dies ist heute Gemeinwissen für fast die gesamte Wissenschaft – auch wenn AfD oder Donald Trump immer noch Zweifel daran sähen wollen.

In den kommenden 100 Jahren würde der Meeresspiegel um einen Meter zulegen und sich der Globus um zwischen 2 und 6 Grad erwärmen, deshalb habe Hasselmann „die Klimaentwicklung als weitreichendstes Umweltproblem in der Katastrophenliste ganz oben angesiedelt“, schrieb die taz bereits 1988. Er sei „wirklich einer der Helden unseres Forschungsfeldes, einer der Gründer der modernen Klimawissenschaft“, betonte das Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung am Dienstag.

„Ich will gar nicht aufwachen“, sagte Hasselmann, „für mich ist das ein schöner Traum“

Hasselmann studierte Physik und Mathematik in Hamburg, von 1975 bis 1999 leitete er das Max-Planck-Institut für Meteorologie in Hamburg. Eigentlich war der Turbulenz- und Seegangsexperte nur Seiteneinsteiger in der Klimaforschung. Doch dann wies Hasselmann bereits 1979 auf den Abdruck des Menschen beim Klima hin. Nur: Diese Arbeit sei „für Außenstehende völlig unverständlich“ gewesen, gab der Emeritus erst vor zwei Wochen in einem Interview zu. Bei der nächsten Veröffentlichung habe er dann eine Pressekonferenz gegeben, danach wusste „plötzlich der Friseur, wer ich war“, sagte Hasselmann. Aber nur für kurze Zeit.

Beitrag zum Verständnis des Erdklimas

Lange hat es gedauert, nun wurde Hasselmann wenige Wochen vor der Weltklimakonferenz in Glasgow zusammen mit seinem US-japanischen Kollegen Syukuro Manabe für deren physikalische Modelle für eine „zuverlässige Vorhersage der Erderwärmung“ geehrt, wie die Königlich Schwedische Akademie der Wissenschaften in Stockholm erläuterte. Die andere Hälfte des Preises geht an den Italiener Giorgio Parisi für seine Forschung über komplexe physikalische Systeme. Alle drei hätten entscheidend zum Verständnis des Erdklimas beigetragen, teilte die Akademie mit.

Wahrscheinlich hat er nicht mehr daran geglaubt. Und war dann doch überwältigt, als der Anruf aus Stockholm kam: „Ich will gar nicht aufwachen“, sagte Hasselmann, „für mich ist das ein schöner Traum.“

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