Berliner Abgeordnetenhauswahlen: Lieblingsfeindin abhandengekommen

Kurt Wansner, CDU Urgestein, wird das Abgeordnetenhaus weitere fünf Jahre beglücken. Die Themen werden knapp, aber es gibt ja noch die Rigaer Straße.

Die leeren Bänke im Plenarsaal

Weil er nun der Älteste ist, wird Wansner am 4. November die erste Plenarsitzung eröffnen Foto: dpa

BERLIN taz | Die Liste der Kandidaten aus dem rechten politischen Lager, die es nicht ins Abgeordnetenhaus geschafft haben, ist lang. Um Georg Pazderski, bis dato Fraktionschef der AfD, ist es nicht schade. Eher schon um Burkard Dregger, bislang CDU-Fraktionschef und innenpolitischer Sprecher. Auch Leute, die nie seiner Meinung waren, gestanden ihm zu, ein passabler Redner zu sein.

Bei dem CDU-Abgeordneten Kurt Wansner ist das weniger der Fall. Das fällt nur nicht so auf, weil er im Innenausschuss die meiste Zeit schweigt. Allerdings gibt es Reizworte, bei denen ist der 73-jährige gebürtige Kreuzberger plötzlich hellwach. Alle im Saal wissen dann: Jetzt kommt Wansners übliche Schimpfkanonade. Erst wettert er über die Linksradikalen in der Rigaer Straße, dann über Linke und Grüne, die mit den Linksradikalen angeblich unter einer Decke stecken. Zum Schluss ist Monika Herrmann dran. Die grüne Bezirksbürgermeisterin hat gänzlich versagt, findet Wansner.

Seit 1995 sitzt der gelernte Maurer nun schon im Abgeordnetenhaus. Totgesagte leben länger, schrieb er im Februar 2021 auf der Internetseite seines Kreisverbandes, aber das hatte einen anderen Hintergrund. Das linke Szeneportal Indymedia hatte ihn für für tot erklärt. Wansner sei in einer Munitionsfabrik in der Türkei verbrannt, als er einen Deal mit Gummigeschossen für die Berliner Polizei einfädeln wollten. Er sei fast ein wenig stolz darauf, so viele Feinde zu haben, sagt Wanser. „Denn ich gehöre nicht zu den Leuten, die mit dem Strom schwimmen.“

Weitere fünf Jahre wird der 73-Jährige nun das Abgeordnetenhaus beglücken. Sein Kreuzberger Kreisverband hatte ihn wieder auf Platz eins aufgestellt. „Also kann ich nicht so viel falsch gemacht haben“, findet er. Weil er im Abgeordnetenhaus nun der Älteste ist, wird er am 4. November die konstituierende Sitzung eröffnen und die Wahl des neuen Abgeordnetenhauspräsidenten leiten. Er habe selbst gestaunt, als er das gehört habe. Die Zeit vergehe so schnell.

Ohne Häme

Seine Lieblingsfeindin indes ist ihm abhandengekommen. Monika Herrmann hatte nicht mehr als Bürgermeisterin kandidiert. Sie wollte ins Abgeordnetenhaus, aber es ist ihr nicht gelungen, in ihrem eigenen Bezirk das Direktmandat zu holen. Auf Nachfrage der taz zeigte Wansner, dass er auch Gentleman sein kann. „Frau Herrmann hat eine ehrliche Quittung bekommen“, verkniff er sich jegliche Häme.

Dafür, dass ihm die Themen nicht ausgehen, ist trotzdem gesorgt. Die Rigaer Straße 94 gibt es ja noch. Das Haus habe er sich unlängst zusammen mit dem CDU-Spitzenkandidaten Kai Wegner angeguckt, erzählt Wansner. Nein, Angst vor einem Angriff habe er nicht gehabt. „Die Jungs schlafen doch bis zum Nachmittag.“

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