Eine Nacht vernünftig bleiben

Ein symbolischer Akt: Die „Earth Night“ soll auf die Folgen von Lichtverschmutzung aufmerksam machen

„Die Verantwortung für Lichtverschmutzung wird gerne an die Bevölkerung weitergetragen“

Paul Schmid, BUND Hamburg

Von Tjade Brinkmann

Kein Mond ist heute Nacht zu sehen, die Sonne eh nicht. Doch selbst bei Neumond ist die Dunkelheit nicht das Problem, sondern ganz im Gegenteil: zu viel Licht. Elektrisches nämlich. Mit der „Earth Night“ wollen verschiedene Unternehmen und Kommunen für eine Nacht gegen „Lichtverschmutzung“ vorgehen und auf die Folgen für Mensch, Umwelt und Natur aufmerksam machen.

Auch in Hamburg werden darum am heutigen Dienstag ab 22 Uhr Orte in Dunkelheit bleiben, die normalerweise hell-angestrahlt Besucher erfreuen, etwa das Hamburger Rathaus, die Alsterfontäne oder der historische Wasserturm in Rothenburgsort.

Insgesamt beteiligen sich in Deutschland mehr als 50 Städte und Gemeinden an der zum zweiten Mal stattfindenden Aktion. Initiiert wird sie von den „Paten der Nacht“. Dieser Vereinigung geht es nicht nur um Energieverschwendung und die Auswirkungen auf das Klima. Vielmehr verschmutzt das Licht selbst die Atmosphäre, indem es diffus den Nachthimmel erleuchtet, wie Sibylle Schroer, Expertin für Lichtverschmutzung am Leibniz-Institut für Gewässerökologie und Binnenfischerei bestätigt. Durch diese Verschmutzung geraten Pflanzen, Tiere und ganze Ökosysteme aus ihrem Takt, denn evolutionär sind sie an einen Tag-Nacht-Rhythmus ohne künstliches Licht angepasst.

Neben Hamburg beteiligt sich im Norden auch die Stadt Bremen, die sich 2015 zwischenzeitlich aus einer vergleichbaren Aktion, der „Earth Hour“, zurückgezogen hatte. Die Begründung damals: Es sei eine „gute Marketing-Aktion der Vergangenheit, nicht aber der Zukunft“. Mittlerweile sieht man die Zukunft anscheinend anders, die Stadt ist wieder dabei.

In Hamburg gibt es nach Angaben der Hamburger Umwelt- und Energiebehörde dabei keine Überlegungen, solche Orte auch zukünftig nachts im Dunkeln zu lassen. Es gehe um den symbolischen Charakter und vor allem darum, die Bür­ge­r:in­nen zu sensibilisieren, die Lichtverschmutzung einzudämmen.

Das kritisiert Paul Schmid vom BUND Hamburg: „Die Verantwortung wird gerne an die Bevölkerung weitergetragen. Dabei haben wir sehr viel Licht, dass in der Verantwortung der Stadt liegt.“ Die Stadt müsse ihre veralteten Lichtquellen austauschen und sich auch grundsätzlich politisch für möglichst wenig Licht einsetzen. Dass der Senat zugleich eine „Beleuchtungsoffensive“ starte, um die Stadt heller zu machen, stehe dem mit der „Earth Night“ gesetzten Ziel im Weg.