Start der Deutschen Eishockey Liga: Sachtes Angleiten

Nach einer langen Phase ohne Publikum und mit staatlicher Überbrückungshilfe simuliert die Deutsche Eishockey Liga wieder Normalität. Halbwegs.

9.300 Zuschauer in Köln: Die Haie schlagen Auftaktgegner Wolfsburg mit 2:1.

9.300 Zuschauer in Köln: Die Haie schlagen Auftaktgegner Wolfsburg mit 2:1 Foto: Rolf Vennenbernd/dpa

Die Weisheit, dass Geld keine Tore schießt, ist wieder einmal widerlegt worden. Der EHC Power-Brause München, der sich im Sommer ausgiebig mit teuren Stürmern wie Ben Smith und Ben Street verstärkt hat, landete am Donnerstag zum Start in die DEL-Saison ein souveränes 4:1 beim Meister Berlin.

Uwe Krupp, Trainer der Kölner Haie

„Ohne Zuschauer zu spielen, war der reine Überlebensmodus“

Die Eisbären-Fans waren trotzdem bei guter Laune, denn es war nach anderthalb Jahren das erste Spiel in der Deutschen Eishockey Liga, das wieder vor Zuschauern stattfinden durfte, wenn auch in begrenzter Zahl. 6.450 Besucher waren in der Arena am Ostbahnhof zugelassen, in der sonst 14.200 Platz finden. „Es ist toll, die Fans sind wieder zurück, auch die Kids. Deshalb spiele ich Eishockey“, jubilierte Münchens Verteidiger Yannic Seidenberg.

Eine harte Zeit liegt hinter den Vereinen, die 2020/21 coronabedingt ausschließlich Geisterspiele ausrichten durften, was emotional schwierig war – und für die meisten Klubs auch finanziell. „Ohne Zuschauer zu spielen, war der reine Überlebensmodus der Sportart“, findet Uwe Krupp, Trainer der Kölner Haie. Dank finanzieller Staatshilfen inklusive Kurzarbeitergeld, das alle Vereine außer München beantragten und erhielten, haben alle 14 überlebt. Und es ist sogar noch einer dazugekommen: Die Bietigheim Steelers sind der erste Aufsteiger in die Liga seit 2006, damals gingen die Kassel Huskies herunter und die Straubing Tigers kamen hinauf.

Absteigen aus der DEL wird im Frühjahr 2022 auf jeden Fall der Tabellenletzte, denn die Liga will wie gewohnt mit 14 Vereinen weitermachen. Es kann aber auch den Vorletzten erwischen. Und zwar im Fall, dass Frankfurt Meister der DEL 2 werden sollte. Die Löwen sind der einzige Verein der zweiten Klasse, der die Aufstiegsauflagen erfüllt, zu denen unter anderem eine Garantie über 800.000 Euro gehört.

Einige Vereine zittern bereits jetzt ein bisschen vorm Abstieg, denn nicht alle sind gleich gut durch die zuschauerlose Zeit gekommen. Einerseits hat es mit der Großzügigkeit der Sponsoren, Gesellschafter und Eigentümer zu tun, von deren Gunst in dieser Sportart ohne lukrativen TV-Vertrag alle Klubs abhängig sind. Neben München stehen Mannheim, finanziert von Software-Milliardär Dietmar Hopp, und Berlin, unterstützt von der Anschutz Entertainment Group, gut da.

Viel Geld vom Staat

In der Krise kam ein Faktor hinzu: Die Staatshilfen von 900.000 Euro pro Halbjahr, die aufgrund der Zuschauerausfälle bewilligt wurden, reichten etwa beim Traditionsverein Kölner Haie nur dazu, laufende Kosten wie die Mieten für die Spielstätte Kölnarena und das Trainingszentrum zu decken, die beide nicht der Stadt, sondern privaten Investoren gehören. Kleinere Teams, zum Beispiel Straubing oder Iserlohn, spielen dagegen in öffentlichen Hallen und haben deutlich geringere Kosten, sodass sie einen guten Teil der Hilfen in ihre Kader investieren konnten. Straubings Chefin Gaby Sennebogen teilte in diesen Tagen mit, dass sich der Etat der Tigers bereits wieder auf Vor-Corona-Niveau befinde.

Haie-Geschäftsführer Philipp Walter stellte hingegen fest: „Die Gestaltung des Haie-Kaders wurde maßgeblich von der niedrigen Planungssicherheit und den Zuschauer-Einschränkungen geprägt.“ Und: „Die Zuschauer, die jetzt erlaubt sind, sind für uns ein Schritt in die richtige Richtung. Mehr aber auch nicht. Wir müssen möglichst bald wieder eine höhere Kapazität haben, um stabiler planen zu können.“

Die Regelungen variieren von Bundesland zu Bundesland, Köln durfte am Freitag beim Auftakt gegen Wolfsburg 9.300 Zuschauer in die Halle lassen, 50 Prozent der Kapazität. Bietigheim (4.500) und Ingolstadt (4.800) können ihre Arenen zu 100 Prozent auslasten. In Wolfsburg müssen die Fans gegen Corona geimpft oder genesen sein, an den anderen Standorten gilt 3G, es dürfen also auch Getestete in die Hallen.

In Mannheim, wo die Arena zu 60 Prozent gefüllt werden kann, überraschte Geschäftsführer Daniel Hopp mit der Aussage, die Krise sei erst überwunden, wenn es keine Beschränkungen mehr gebe. Was die Frage aufwarf, von welcher Krise der Sohn des Klub-Gesellschafters spricht. Die Mannheimer verpflichteten den Ex-NHL-Verteidiger Korbinian Holzer, die Stürmer Borna Rendulic und Nigel Dawes sowie das Talent Ruslan Ischkakow – kostspielige Transfers. Neben München gilt Mannheim als Favorit auf die Meisterschaft. Geld gewinnt oft nicht nur Spiele, sondern auch Titel.

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