Wieder zurück

„Ich habe in Neubrandenburg Abitur gemacht, wir haben in einem Plattenbauviertel gewohnt – auf dem Datzeberg. „Der hoffnungsloseste Ort Deutschlands“, hat der Focus mal geschrieben. Für uns war das Heimat.

Trotzdem war klar: Ich will hier weg. Als ich mit 17 mit Schulkameraden zu meiner ersten Interrail-Reise aufgebrochen bin, war die ganze Klasse für ein Abschiedsfest am Bahnhof, bis wir morgens um vier in den Zug gestiegen sind. Unser Gefühl war: Wir kommen nie zurück.

Ich war dann zum Studium und zum Arbeiten in Frankfurt, in Nantes, in Moskau, in Brüssel, in Münster. Nebenbei war ich im Präsidium des Deutschen Olympischen Sportbunds.

In Brüssel war eine Schlüsselszene für mich, wie sich die Leute aus Osteuropa mit unglaublichem Fleiß eingearbeitet haben. Als Mecklenburger wird man oft bemitleidet. Man ist immer der Letzte – und entwickelt daraus Ehrgeiz. Nun ertappte ich mich, dass ich mit demselben Blick auf Osteuropa schaute.

In meiner Zeit als wissenschaftlicher Mitarbeiter in Münster entstand der Gedanke, selbst etwas aufzubauen. Da ging der Blick nach Mecklenburg. 2018 sind wir mit drei kleinen Kindern nach Schwerin gezogen. Die Stadt hat eine gewisse Größe. Wir haben eine Wohnung gesucht, von der man in zehn Minuten mit dem Kinderwagen die Rösterei mit dem besten Kaffee erreicht.

Ich habe in Mecklenburg zunächst die Landesehrenamtsstiftung aufgebaut und dann die Deutsche Stiftung für Engagement und Ehrenamt. Sie ist eine Art Kümmerer für alle 30 Millionen Ehrenamtlichen in der Bundesrepublik. Unser Sitz ist Neustrelitz an der Seenplatte. Es war eine bewusste Strategie, Institutionen vermehrt in ländlichen Gebieten im ostdeutschen Raum anzusiedeln. Die Idee ist durchaus umstritten. Aber wir bekommen viele Bewerbungen von Rückkehrwilligen.

Protokoll: Luise Strothmann

Jan Holze, 40, ist Vorstand der Deutschen Stiftung für Engagement und Ehrenamt und lebt in Schwerin