Erste Ortskräfte gelandet

19 afghanische Geflüchtete sind in Hamburg angekommen. Die Linke fordert ein Aufnahmeprogramm

„Menschen müssen teilweise jahrelang auf ein Visum warten. Das braucht schnelle Lösungen“

Carola Ensslen, Die Linke

Von Alexandra Hilpert

Am Mittwochabend sind in Hamburg 19 afghanische Ortskräfte und ihre Angehörigen angekommen, darunter auch sieben Kinder. Insgesamt waren es 132 Passagiere, die in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch in Frankfurt am Main gelandet sind. Ein Transportflugzeug der Bundeswehr hatte die Menschen aus der afghanischen Hauptstadt Kabul ausgeflogen. Danach hatte ein Passagierflugzeug die Menschen von Taschkent, der Hauptstadt von Usbekistan, nach Frankfurt gebracht. Von dort fuhr ein Bus die Passagiere zur Erstaufnahmeeinrichtung in Hamburg-Rahlstedt.

„Meines Wissens nach wurde die Einrichtung während der letzten Monate vor allem als Quarantäne-Unterkunft für Geflüchtete genutzt“, sagt Daniel Schaefer, Pressesprecher der Hamburger Innenbehörde. Da es in letzter Zeit nur wenige Coronafälle gegeben habe, stehe die Unterkunft derzeit leer und sei daher geeignet, um die Ortskräfte und ihre Familien aufzunehmen. „Sie sind erschöpft und wahrscheinlich auch emotional sehr mitgenommen“, sagt Schaefer. „Wir wollen ihnen erst einmal ermöglichen, ein paar Tage lang zur Ruhe zu kommen. Dann wird es ein normales Erstaufnahmeverfahren geben.“ In Quarantäne müssen die Neuankömmlinge laut Schaefer nicht, zumindest solange keiner der PCR-Tests, die bei der Ankunft gemacht wurden, positiv ausfällt.

Bürgermeister Peter Tschen­tscher (SPD) hatte am Dienstagabend per Twitter angekündigt, dass Hamburg bis zu 250 Menschen aus Afghanistan aufnehmen werde. Dazu hat die Bundeswehr bereits 13 Busse gechartert, von denen nun noch zwölf in Frankfurt auf weitere Passagiere warten, um sie nach Hamburg zu bringen. Personal des Landeskommandos sei vor Ort, um die Fahrt zu organisieren, sagte ein Sprecher der Bundeswehr.

„Dass Hamburg afghanische Ortskräfte aufnimmt, halte ich für eine Selbstverständlichkeit“, sagt Carola Ensslen von der Hamburger Linken-Fraktion. „Was fehlt, ist ein Aufnahmeprogramm, damit die Menschen in Hamburg ihre Angehörigen nachholen können.“ Viele Frauen und Kinder seien in Afghanistan geblieben und schwebten weiterhin in Gefahr, sagt Ensslen. „Bei Familienzusammenführungen müssen die Menschen teilweise Jahre auf ein Visum warten. Dafür braucht es schnellere Lösungen.“

Nicht nur Hamburg, auch andere Bundesländer hatten mitgeteilt, Menschen aus Afghanistan aufnehmen zu wollen, darunter Niedersachsen mit 400 und Schleswig-Holstein mit 350 Personen.

„Innerhalb weniger Stunden“ sei zwischen Bund und Ländern in dieser Woche ein Verfahren zur Verteilung der Af­gha­n:in­nen in den Bundesländern abgestimmt worden, schreibt das Bundesamt für Migration und Flucht auf Anfrage. Welche Bundesländer wie viele Menschen aufnehmen, blieb jedoch noch unklar.