Theatertipps der Woche: Streiflicht und Sprachflut

Nebel, Urknall, Entgrenzung: der TD Berlin als feministisches Schwimmbecken, im Ballhaus Ost wird es ebenso kollektiv, das BE zeigt „Schwarzwasser“.

Schauuspieler:innen sitzen an einer Art Beckenrand: Das Bühnenbild hat einen Swimming Pool im Theater kreiert

Feministische Diskussionen am Beckenrand mit dem Kollektiv „Frauen und Fiktion“ Foto: Paula Reissig

Ende des Monats schließen in Berlin die meisten Freibäder schon wieder und kündigen damit das nahende Ende des Sommers an. Dafür verwandelt sich die zweite Etage des TD Berlin ab 19. August in ein Schwimmbecken. Hier, in der Licht- und Audioinstallation „Suit you body“ des feministischen Kollektivs „Frauen und Fiktion“ kann jeweils eine kleine Gruppe von Zu­schaue­r*in­nen tief in einen Gedankenraum eintauchen, in dem alle Körper willkommen sind, wie die Ankündigung verspricht. Wir sind eingeladen, durch den leeren Pool zu spazieren, auf den Bänken zu verweilen und die Beine vom Beckenrand baumeln zu lassen.

Während Streiflichter und Nebelschwaden uns umgeben wird ein Interview mit Nathalie Rosenke, der Expertin für Gewichtsdiskriminierung zu hören sein. Sie wird, wie auf der Webseite des TD zu lesen ist, von einem Chor aus Frauenstimmen begleitet, der uns an den Echokammern des Körperhasses vorbeiführen will (ab 19.8., 17:30 Uhr; Alle Termine: td.berlin).

10 Jahre „Hysterisches Globusgefühl“

Im Ballhaus Ost zeigt das queer-feministische Kollektiv „Hysterisches Globusgefühl“ die Videoinstallation „Beim Anblick des Urknalls“. Die Produktion besteht aus zwei Teilen. Teil 1 wird als Video gestreamt. Teil 2 ist eine Videoinstallation, die in einstündigen Slots ab 19.8. zwischen 17 Uhr und 22 Uhr durchwandert werden kann. Mehr teilt die „performistische Vereinigung“, wie sich das vielfach ausgezeichnete Kollektiv im Untertitel nennt, nicht mit, das mit Arbeiten auf der Grenze zwischen Kunst und politischer Aktion bekannt geworden ist und in diesem Jahr sein zehnjähriges Bestehen feiert.

Der taz plan erscheint auf taz.de/tazplan und immer Mittwochs und Freitags in der Printausgabe der taz.

In einer Zeit, die von der Angst vor einem Virus geprägt ist, in der neue Abstandsregeln zum Rückzug in tradierte Beziehungsmodelle zwingen und gesellschaftliche Ausschlussprozesse sich dramatisch zuspitzen, will „Hysterisches Globusgefühl“ mit dieser Poduktion nach neuen Möglichkeiten der Begegnung suchen (ab 19. 8., 17 Uhr; Alle Termine: www.ballhausost.de).

Einen Urknall stellen stets die Stücke von Elfriede Jelinek dar. Ihr Stück „Schwarzwasser“ etwa, eine hyperassoziative Sprachflut, in der sie den Populismus als das wahre gefährliche Virus identifiziert, das die Welt krank macht. Am Berliner Ensemble inszeniert nun die junge österreichische Regisseurin Christina Tscharyiski das im Februar 2020 in Wien uraufgeführte Stück über Entgrenzung und den Verlust der Vernunft in dieser Zeit. Und die Sehnsucht nach Ordnung, die daraus resultiert (Premiere, 18. 8., 20 Uhr).

Einmal zahlen
.

Fehler auf taz.de entdeckt?

Wir freuen uns über eine Mail an fehlerhinweis@taz.de!

Inhaltliches Feedback?

Gerne als Leser*innenkommentar unter dem Text auf taz.de oder über das Kontaktformular.

Bitte registrieren Sie sich und halten Sie sich an unsere Netiquette.

Haben Sie Probleme beim Kommentieren oder Registrieren?

Dann mailen Sie uns bitte an kommune@taz.de.